2020 – Der Trainer-Jahresrückblick: Teil 2

Im ersten Teil des großen Trainer-Jahresrückblicks haben bereits einige Coaches ihre Erfahrungen eines schwierigen Jahres geteilt. Von den Junioren bis zu den Erwachsenen, von Frauen- und von Herrenteams, von der Regionalliga bis in die Kreisliga B. Hier kommt Teil 2.

Benjamin Eta, 40, Bremer SV, Bremen Liga

Am Anfang des Jahres habe ich mich dazu entschieden, nach acht Jahren beim TuS Schwachhausen, davon vier Jahre als Trainer, zum Bremer SV zu wechseln. Deswegen war es meine letzte Rückrunde für den Verein, bei dem ich in vielen Funktionen tätig war. Außerdem habe ich mich mit der Fußballschule We Love Soccer selbstständig gemacht.

Benjamin Eta (Foto: Dennis Green)

Wir waren mit Schwachhausen noch oben dabei, hatten nur drei Punkte Rückstand und das direkte Duell mit Tabellenführer FC Oberneuland. Da hatten wir uns schon noch ausgemalt den FC zu ärgern. Das wäre natürlich der perfekte Abschied gewesen. Dann kam mit Corona alles ein bisschen anders. Die Saison wurde abgebrochen, Oberneuland zum Meister gekürt. Wir hatten die beste Platzierung unserer Geschichte mit einem Abbruch erreicht. Das war irgendwie auch nicht so toll. Das war auch kein optimaler Abschied.

Ich hatte auf jeden Fall viel Zeit, mich auf die neue Saison beim Bremer SV vorzubereiten. Jetzt sind wir noch ungeschlagen, waren bis zum letzten Wochenende vor der Unterbrechung Tabellenführer und sind dann wegen eines Tores weniger auf Platz 2 gerutscht. Jetzt hoffen wir, dass es im neuen Jahr irgendwann weitergeht. Jedes Mal, wenn wir auf Kurs waren und unsere Ziele erreichen konnten, kam etwas dazwischen. Das ist mannschaftlich gesehen dann schon ein ziemliches Mist-Jahr gewesen. Für die Fußballschule lief es dafür ganz gut.

In der ersten Pause gab es für die Jungs von Schwachhausen freiwillige Laufpläne. Jetzt in der zweiten Pause, in der die Hoffnung, dass es bald weitergeht, schon noch groß ist, gibt es auch individuelle Laufpläne für die Jungs vom Bremer SV. Außerdem absolvieren wir mit jedem Spieler regelmäßige Einzeltrainings, da dies noch möglich ist. Am Wochenende arbeiten mein Co-Trainer und ich alle Spieler einmal ab. Wir versuchen, regelmäßigen Kontakt zu den Jungs zu halten. Es gibt Zoom-Workouts und viele Einzelgespräche. Damit wollen wir, so gut es geht, die Spannung hochhalten, um dann sofort wieder voll angreifen zu können.

Christian Kreuer, 45, Grün-Weiß Brauweiler U12, 1. Kreisklasse Mittelrhein 

Ich möchte die ganzen negativen Dinge, die jeder miterlebt hat, gar nicht so großartig beschreiben. Ich will vielmehr auf die positiven Dinge eingehen. In diesem Jahr haben wieder so viele Menschen an der Basis den Fußball gelebt und Dinge möglich gemacht. Da muss man auch einfach mal Danke sagen. Das Engagement ist mit nichts zu bezahlen und durch Gold aufzuwiegen. Der Amateurfußball ist nicht so tot, wie viele ihn manchmal machen.

Christian Kreuer (Foto: privat)

Ich habe für mich die Möglichkeit genutzt, ganz viele Bücher und Blogs zu lesen, Podcasts zu hören und andere Sichtweisen zu betrachten. Da hat die fußballfreie Zeit geholfen, viele Dinge reflektierter und gelassener zu betrachten. Ich habe dadurch vielmehr gemerkt, wie viel der Fußball mir bedeutet und wie sehr ich ohne diesen Sport leide. Auch deshalb habe ich für mich gesagt: Hey, lass‘ das Negative an der Seite und konzentriere dich aufs Positive.

Schön zu sehen, war, dass meine Jungs nach der ersten Pause trotz aller Einschränkungen mit so viel Motivation und Freude wieder auf den Platz gekommen sind. Ich hatte ein paar Befürchtungen, das ein oder andere Kind an die PlayStation zu verlieren, aber dem war nicht so.

Sportlich kann ich hinter das Jahr 2020 relativ schnell einen Haken machen. Das, was wir uns vorgenommen hatten, konnten wir ab Februar nicht mehr umsetzen. Menschlich gesehen habe ich große Gewinne gemacht. Der Kontakt mit den Jungs war wirklich gut. Ich gehe hochmotiviert ins Jahr 2021, mit sehr viel Ideen fürs Training, mit viel Lust für den Fußball. Ich habe viel Saft in meinen Batterien. Da kann mich auch diese Pause nicht von abhalten.

Tim Tornow, 29, TuS Jöllenbeck II, Kreisliga B Staffel 2 Bielefeld

2020 war ein anstrengendes Jahr, wie für jeden. Wir hätten um den Aufstieg mitspielen und die vier Punkte Rückstand mit einigen direkten Duellen noch aufholen können. Insgesamt haben wir einen Schritt nach vorne gemacht, unsere Aufgaben etwas souveräner gelöst und waren in einem gewissen Flow. Den ersten Lockdown sind wir dann sehr engagiert angegangen mit Lauf-Wettbewerb und Co. Das ist dann etwas abgeflacht, als klar wurde, dass die Pause länger dauern würde und die Saison sogar wahrscheinlich abgebrochen wird. Da habe ich den Jungs dann auch gesagt, dass sie es ruhiger angehen lassen können. Die Pause sollten sie sich gönnen. Ich habe mir auch diese Pause gegönnt, um ein bisschen Abstand zu gewinnen. Das habe ich ganz bewusst gemacht. Es wurde immer stressiger, selbst in der Kreisliga B immer ergebnisorientierter. Deswegen war ich froh um die Pause.

Nach der Pause waren wir als Verein gut aufgestellt mit unserem Hygienekonzept. Das Angebot, mit zehn Spielern zu trainieren, habe ich aber nicht wahrgenommen. Da haben die Jungs einen Schlüssel bekommen und durften sich zu zehnt den Ball um die Ohren schießen. Da ging es in meinen Augen mehr darum, sich nach der Zeit mal wieder zu sehen. Richtiges Training habe ich aber nicht angeboten. Deswegen war ich froh, als der Rahmen irgendwann gesetzt wurde, wir die Vorbereitung geplant hatten. Gestört haben mich dann andere Vereine bei Testspielen, die es mit ihren Hygienekonzepten nicht ganz so eng gesehen haben, während wir da sehr penibel waren.

In der neuen Saison lief es entwicklungstechnisch weiter wie in der Vorsaison. Natürlich hatten wir die typischen Kreisliga-Probleme wie studienbedingte Abgänge, aber das gehört ja dazu. Im August habe ich die B-Lizenz angefangen, konnte aber bisher die Prüfung coronabedingt nicht machen. Aus dem Lehrgang habe ich persönlich viel mitgenommen. Ich habe bei mir selber gemerkt, dass ich meine Ideen besser kommunizieren konnte. Da waren viele fußballschlaue Leute, von denen ich etwas lernen konnte. Das hat mir viel gebracht und dann natürlich auch den Jungs.

Dann kam überraschend schnell die zweite Pause. Das war auch nicht gut für die Motivation, muss man ehrlich sagen. Jetzt hängen wir alle so etwas im luftleeren Raum. Ich glaube nämlich nicht, dass es vor Mitte Februar wieder mit Training losgeht. Bei einer Mindestvorbereitungszeit von vier Wochen werden wir also nicht vor Mitte März spielen. Das ist dann auch noch die Zeit, in der mein erstes Kind geboren wird. Der Fokus liegt da gerade auch etwas auf anderen Dingen. Ich vermisse aber die Jungs, die Trainingsvorbereitung und dienstags und donnerstags auf dem Platz zu stehen, zu improvisieren, wenn doch weniger Jungs da sind als eigentlich geplant. Trotzdem bin ich etwas übersättigt in Sachen Fußball, weil jeden Tag im Fernsehen Fußball läuft. Deswegen versuche ich, mich in den kommenden Tagen und Wochen wieder etwas anzunähern, vielleicht mehr Literatur zu lesen, Fußballmanager am Computer zu spielen. Als Schalke-Fan hat man es aber derzeit auch nicht wirklich leicht.

Torben Bohm, SV Rugenbergen U16, B-Bezirksliga Hamburg

Es war ein schwieriges Jahr. Als Trainer ist man es ja ein stückweit gewohnt, die Dinge planen zu können und Kontrolle zu haben, was die Termine angeht – Spielplan, Vorbereitung, Teamevents. Deswegen habe ich in einigen Phasen des Jahres schon eine gewisse Machtlosigkeit gespürt. Ein Grund dafür, dass die kurzen Phasen mit Trainings- und Spielbetrieb umso schöner waren.

Für mich als Jugendtrainer hat die langfristige Entwicklung der Spieler und der Mannschaft einen großen Stellenwert. Deswegen nehme ich als positiv zumindest mit, dass wir in der Phase, in der wir spielen konnten, auch wirklich gute Spiele gemacht haben und die Jungs dadurch auch die Bestätigung bekommen haben, dass es sich lohnt, immer weiter zu machen, gegen die stärksten Widerstände anzukämpfen und immer das Beste rauszuholen. Das haben wir auch in den Zwangspausen zum großen Motto gemacht. Es geht immer weiter, auch in so einer Zeit kannst du dich immer weiter verbessern. Auch deshalb ist der Teamzusammenhalt, der bei uns ohnehin schon überragend ist, auch noch mal gestärkt worden. In den Pausen ging es dadurch auch gar nicht vermehrt darum, dass die Jungs irgendwelche Trainingspläne einhalten sollten. Natürlich waren auch mal bestimmte Aufgaben für alle verpflichtend, aber grundsätzlich wollen wir die Eigenmotivation der Spieler wecken und wenn wir das schaffen, kommen die Spieler auch gut durch die Zeit.

Torben Bohm (Foto: Nicole Gemperlein)

Für mich persönlich war es wichtig, die Zeit trotzdem sinnvoll zu nutzen und mich trotzdem weiterzuentwickeln. Deswegen habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie bestimmte Dinge rund um die Mannschaft optimiert werden können. Ich habe mich verstärkt den Spielprinzipien gewidmet und solche für die Mannschaft definiert. Die Jungs haben dadurch Muster im Kopf, ohne dass ihre Kreativität zu sehr eingeschränkt wird. Das hat den Jungs in den wenigen Spielen schon sehr geholfen.

Ich ziehe aus dem Jahr, dass es zwar nicht einfach war, aber wir trotzdem eine Entwicklung bei der Mannschaft erkannt haben und das ist für mich das wichtigste. Jeder muss weiter positiv bleiben und dann bin ich auch davon überzeugt, dass sich die Arbeit am Ende auch lohnen wird.

Phillip Volkmann, 28, Osnabrücker SC 2. Damen, Kreisliga Osnabrück-Land Nord

In der Zeit, in der wie spielen durften, haben wir unser Ziel Platz 1 vor Augen gehabt. Durch gutes Training und die richtige Einstellung haben wir die Spiele für uns entscheiden können. Natürlich gab es auch Spiele, in denen es schwierig war, aber mit Kampf und Leidenschaft haben wir bisher eine weiße Weste. Generell wollen wir den eingeschlagenen positiven Weg weitergehen.

Phillip Volkmann (Foto: privat)

Insgesamt hat mir die Corona-Pause einmal mehr gezeigt, wie wichtig mir der Fußball ist und sein wird. Ich vermisse es, auf dem Platz zu sein und die Gemeinschaft, die man beim Fußball erlebt. Gerade jetzt in der aktuellen Situation müssen wir mein persönliches Motto „Gemeinsam stark“ noch mehr leben und prägen. Ich freue mich schon sehr darauf, im nächsten Jahr wieder auf dem Platz stehen zu dürfen.

Sebastian Stahl, 33, FSV Frankfurt U12

Wir haben in der Corona-Zeit, sowohl im ersten Lockdown mit der U13 als auch im zweiten Lockdown mit der U12, Challenges mit Profisportlern*innen gemacht. Da haben wir gemeinsam mit den Profis wie Fußballerin Julia Simic oder Ex-Schiedsrichter Urs Meier unterschiedliche Inhalte eingefordert. Die Jungs sollten die Challenges des jeweiligen Paten umsetzen und als Video einsenden. Da ging es um fußballerische Inhalte, aber auch athletische oder koordinative Aufgaben, also ein breites Spektrum.

Sebastian Stahl (Foto: privat)

Aus dem ersten Lockdown haben wir gelernt und die zweite Pause besser vorbereitet und geplant. Wir ziehen auch nur positive Dinge aus den Zwangspausen. Intelligente Menschen passen sich an. Wir hatten das Ziel, das Beste aus den Gegebenheiten herauszuholen. Der Leistungsfußball ist so schnell und auch so rücksichtlos geworden manchmal. So hatte man auch Zeit, die Kinder mal anders auszubilden. Die pädagogische Komponente hat hier eine entscheidende Rolle gespielt. Die Kinder mussten lernen, eigenverantwortlicher zu trainieren, sich besser zu strukturieren. Das ist doch das Beste, was uns Trainern passieren konnte.

Wir nehmen den Spielern heutzutage viel zu viel ab und verlangen dann, dass sie eigene Entscheidungen auf dem Platz treffen sollen. Das ist aber der völlig verkehrte Weg. Deshalb hat Corona für uns eigentlich nur positives mit sich gebracht. Ich persönlich konnte in dieser Zeit auch sehr viel lernen. Ich habe mich mit den Profis auf höchster Ebene austauschen und mich dadurch auch weiterentwickeln können. Wer sich weiterentwickeln wollte, hat sich auch weiterentwickelt. Das hat man auch bei den Jungs gesehen. Es war ein lehrreiches Jahr und allein schon deshalb ein voller Erfolg.

Philipp Willmann, 25, VfB Fichte Bielefeld, Westfalenliga Staffel 1

Es war ein aufregendes Jahr. In der Rückserie der vergangenen Saison war ich noch bei Arminia Bielefeld in der U17 als Co-Trainer tätig. Bei der Arminia hatten wir gute Bedingungen und konnten die erste Corona-Pause gut nutzen. Wir haben Online-Training angeboten, haben Pläne für die Spieler erstellt und Feedbackgespräche durchgeführt.

Philipp Willmann (Foto: Benjamin Hanke)

Dann habe ich mich entschieden, in den Herrenbereich zu gehen und beim VfB Lichte Bielefeld in der Westfalenliga ein sehr spannendes Projekt zu beginnen. Hier wollen wir dem Verein eine andere Richtung geben und setzen vor allem auf junge Spieler, die vielleicht auch noch einen Sprung nach oben machen wollen.

Der Start war nicht sehr einfach. Wir haben einige Spiele unglücklich verloren, was aber mit so einer jungen Truppe auch durchaus normal ist. Vor der erneuten Pause hatten wir zum Abschluss noch einmal einen hohen Sieg. Das tat gut. Der Zeitpunkt der Pause kam natürlich jetzt sehr unglücklich. Wir hätten gerne den Moment des Sieges mitgenommen. Trotzdem haben wir diese Zeit auch gut genutzt. Wir haben viele Challenges gemacht mit den Spielern, Online-Einheiten absolviert bei Zoom und Trainingspläne erstellt. Wir versuchen, so gut es geht, den Kontakt zu den Spielern zu pflegen, um auch einen Austausch unter den Spielern aufrechtzuerhalten. Dafür müssen die Jungs dann unter anderem auch Videos von ihren Challenges in die Gruppe bei WhatsApp stellen.

Positiv an diesem Jahr war, dass man gesehen hat, dass man auch online gut mit der Mannschaft in Kontakt bleiben kann. Was auch sehr deutlich geworden ist, wie wichtig Fans im Amateursport sind. Wir hatten eine Begrenzung von 350 Zuschauern pro Spiel und das war einfach bei jedem Heimspiel ein tolles Gefühl, diese Unterstützung im Rücken zu haben. Das ist sicherlich auch etwas, was man nach dieser Zeit noch mehr wertschätzen wird.

Marc Fischer, 32, Ratzeburger SV, Kreisliga Schleswig-Holstein Herzogtum Lauenburg

Wir hatten uns in der Winterpause einiges vorgenommen. Auch wenn wir ein paar Punkte Rückstand hatten, hatten wir uns noch etwas ausgerechnet und wollten eine Aufholjagd starten. Nach dem Auftaktsieg war es dann eine Woche später auch schon wieder vorbei. Wir haben uns dann mit Durchhalteparolen über Wasser gehalten, den Jungs immer wieder gesagt, dass sie sich fithalten sollen. Dafür gab es verschiedene Fitnesspläne für die Mannschaft. Die Jungs haben dann auch ganz gut mitgezogen. Als dann langsam klar wurde, dass die Pause länger dauern würde, habe ich dann mit den Spielern per Videokonferenz Feedback- und Einzelgespräche geführt.

Marc Fischer (Foto: Agentur 54°/Koenig)

Nach der Pause durften wir mit nur zehn Spielern gleichzeitig trainieren. Deshalb haben wir eine Art Schichttraining eingeführt. Das konnten wir als großes Trainerteam gut durchführen. Wichtig war zu Beginn, ganz langsam wieder anzufangen, weil die Pause schon sehr lang war und nicht alle Spieler auf demselben Level waren. Stück für Stück haben wir dann die Intensität gesteigert, um so auch Verletzungen vorzubeugen. Neben diesem athletischen Bereich wollten wir aber unbedingt auch das im Training machen, was die Jungs am meisten vermisst haben. Deswegen gab es viele Torschussübungen mit verschiedensten Abläufen und Spielformen in den kleinen Gruppen. Dass wir das vom Ablauf her so gut umsetzen konnten, lag vor allem an meinen Co-Trainern, bei denen ich mich gar nicht oft genug bedanken kann. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Das war schon sehr gut.

Als wir wieder in voller Mannschaftstärke trainieren durften, haben wir Spielern mit Trainingsrückstand angeboten, eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn im athletischen Bereich an den Defiziten zu arbeiten. Irgendwann war die Gruppe dann acht Spieler groß. Das war toll zu sehen. Für uns ist das jetzt auch fast eine Do-or-Die-Saison, in der wir unsere Ziele unbedingt erreichen wollen. Das hat auch jeder begriffen und sehr gut mitgezogen.

Es war dann auch relativ schnell klar, dass wir den Sommer durchtrainieren. Ich hatte mich da immer wieder bei anderen Teams umgehört, wie die es machen. Viele hatten noch einmal eine Sommerpause eingeschoben. Ich hatte aber unter anderem in einem Podcast mit Thomas Broich und Jerome Polenz, die beide in Australien gespielt haben, gehört, wie sehr ihnen eine lange, dreimonatige Vorbereitung gefallen hat, weil man so viel mehr Zeit für die einzelnen Schwerpunkte hat.

Wir haben uns dann auch für die zwölfwöchige Vorbereitung entschieden. Die Vorteile gegenüber den anderen Teams, nicht nur die konditionellen, hat man dann in den ersten Testspielen gesehen. Da haben wir nur gegen höherklassige Teams gespielt und alles gewonnen. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich das jetzt jedes Jahr so handhaben mit einer langen Vorbereitung. Natürlich will man irgendwann auch wieder spielen. Weil in Schleswig-Holstein noch nicht wieder gespielt werden konnte, sind wir nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren und haben Spiele in Schwerin gemacht. Das hat sich alles ausgezahlt. Zum Saisonstart haben wir alle fünf Spiele gewonnen.

Für uns war die erneute Pause richtig schwierig, weil wir so gut drauf waren. Das Gute ist aber, dass wir die Mentalität aus dem ersten Lockdown und die Erfolgswelle mit dem Ziel vor Augen mitgenommen haben. Bis Mitte Dezember hat sich die Mannschaft mit einer Laufchallenge fitgehalten. Da haben sich die Jungs auch gegenseitig motiviert. Zum Abschluss des Jahres habe ich wieder viele Einzelgespräche geführt, in denen sich jeder Spieler persönliche Ziele gesetzt hat, die er in dieser erneuten Pause erreichen will.

Ich denke, dass man in der jetzigen Phase am einfachsten den Kopf freibekommen kann, wenn man Sport macht. Dafür stellen wir den Spielern das Rüstzeug zur Verfügung. Das ist etwas, was wir als Trainer aktuell leisten können. Auch der persönliche Kontakt spielt da eine wichtige Rolle. Auch wenn man sich gar nicht sieht, ist das zwischenmenschliche sehr wichtig. Jetzt hoffen wir, dass wir in 2021 diese für uns bisher so gute Saison zu Ende spielen können, wenn vielleicht auch nur mit halber Runde.

Ich hoffe einfach, dass die Pause nicht mehr zu lange dauert. Es fehlt schon sehr, unter der Woche abends auf dem Platz zu stehen. Das gibt einem Struktur und Halt. Auch uns Trainern.

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