Die Einschläge kommen näher, die Infektionszahlen nehmen zu, teilweise sogar deutlich. Während die ersten neuen Einschränkungen in anderen Teilen der Gesellschaft bereits greifen, rollt der Ball auf den Fußballplätzen zumindest an diesem Wochenende erst einmal weiter. Es ist ein Spagat auf Glatteis. Das geringe Risiko auf der einen und die wachsende Gefahr auf der anderen Seite. Eine Erklärung:
Experten sind sich soweit einig, dass für Fußballspieler auf dem Platz ein sehr geringes Risiko einer Infektion besteht. Es gibt so gut wie keine bekannten Fälle, dass im Rahmen des Fußballs (Platz und Kabine) eine Infektion stattgefunden hat. Das ist gut und wichtig. Vermutlich ist es auch der Grund dafür, dass der Hamburger Senat Freiluftsport zunächst weiterlaufen lässt, während der geplante Saisonstart zum Beispiel im Volleyball bereits verschoben wurde.
Ich weiß also als beteiligter Fußballer, dass ich auf dem Platz ein gutes Gewissen haben kann. Ich muss aber auch wissen, dass ich priviligiert bin, meinen Sport weiterhin ausüben zu können. Die Verantwortung eines jeden greift vor allem im Bereich der Kabine. Maske tragen im Innenraum ist ein Muss. Regeln sind unbedingt einzuhalten. Auch Mannschaftskreise vor und nach dem Spiel dürfen auch einfach mal ausfallen. Sieht man leider noch viel zu häufig.
So weit, so gut. Doch jetzt kommt der Spagat auf Glatteis. Bei steigenden Infektionszahlen nehmen zwangsläufig auch die Verdachtsfälle rund um Fußballmannschaften zu. Da muss man kein Mathe-Experte sein. Erstkontakt einer infizierten Person hier, Erstkontakt eines positiv getesteten da. Bedeutet: Das Training könnte häufiger ausfallen, Spiele ebenfalls. Das ist eingeplant, aber auch für diese Infektionsdynamik? Der Wettkampfrhythmus wird gestört und die Verantwortung damit umzugehen, liegt doch sehr auf Seiten der Mannschaften. Wann sage ich ein Training ab, wann ein Spiel? Lass ich alle testen oder reicht eine Isolation des betroffenen Spielers.
Während ich also im Fußball auf der einen Seite vom geringen Ansteckungsrisiko auf dem Platz profitiere, hat die Gesamtsituation mit den zunehmenden Infektionszahlen auf der anderen trotzdem eine Wirkung auf meinen Sport. Der Fußball ist schließlich nicht gesellschaftlich isoliert. Ich weiß, dass es niemand aus dem Amateurfußball hören will: Aber wie lange hält der Fußball diesem Druck stand?