1. Etappe: Von Hamburg nach Ratzeburg – Meine Deutschland-Tour beginnt

Ich treffe Trainer Marc Fischer vom Ratzeburger SV

Es ist Freitagnachmittag. Die Uhr zeigt 14:26 Uhr, als ich mich in mein Auto setze. Es ist soweit: Ich starte meine Tour durch die Bundesrepublik, um in ganz Deutschland Gleichgesinnte zu treffen. Trainer, die sich dem Amateurfußball verschrieben haben, die ihre Freizeit für ein paar Euro Aufwandsentschädigung auf dem Fußballplatz verbringen. Ich will ihre Geschichte erzählen, weil sie zu selten erzählt wird. Ich bin aufgeregt. Ich weiß zwar, wo mich meine Reise hinführen soll, aber ich kann noch nicht vorhersehen, ob sie es auch wird. Ich fahre los und meine Spotify-Playlist spielt „Nada Ha Cambiado“ von Manuel Turizo. „Nichts hat sich geändert“, heißt der Songtitel aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt. „Doch“, denke ich, „mit diesem Schritt ändert sich Vieles“. Kilometer 1.

Das Ziel der 1. Etappe ist das schöne Ratzeburg in Schleswig-Holstein. Etwas mehr als 70 Kilometer entfernt. Dort bin ich mit Marc Fischer verabredet, Trainer des Ratzeburger SV, der aktuell in der Kreisliga Lübeck beheimatet ist. Es geht mühsam durch den zähen Hamburger Stadtverkehr. Ich kämpfe mich durch Staus in Hamburg-Barmbek, schleppe mich im Schritttempo Richtung Horner Kreisel und biege auf die A24. Endlich läufts. Kurz noch eine Info mit der vom Navi vorhergesagten Ankunftszeit an meinen heutigen Gesprächspartner, und Fuß aufs Gaspedal.

Bei der Fahrt über Autobahn und Landstraße denke ich an meine Anfänge als Trainer. An die Mensa des Gymnasiums Ohmoor, in der mein Kumpel damals fragte, ob ich die Schulmannschaft mit ihm trainieren wolle, an das erste Training mit den Bambinis auf dem Gummiplatz am Sportplatz Sachsenweg und an die Unbeschwertheit des Trainerdaseins zu der damaligen Zeit. Mein Blick schweift nach rechts ab, während ich nachdenke. „Breitenfelde“ steht auf einem gelben Ortschild am Straßenrand und Erinnerungen werden wach. „Hier war ich mal auf auf einem Turnier mit meiner Jugendmannschaft“, denke ich. Es sind schöne Erinnerungen.

Blind Date und plantschende Enten

Es hat etwas leicht majestätisches, wenn man in Richtung Ratzeburger Altstadt einbiegt. Vorbei an einer etwas in die Jahre gekommenen Tankstelle führt der Weg auf einen Damm über das Gewässer. Hier ist so viel Wasser, dass ich immer noch nicht ganz genau weiß, was davon jetzt der Ratzeburger See ist und was nicht. Der Damm führt auf die Insel mit Altstadt, Ratzeburger Dom, zahlreichen Fachwerkbauten, Kopfsteinpflasterstraßen und Marktplatz. Hier bin ich mit Marc Fischer verabredet. Er hatte sich auf mein Trainergesuch gemeldet. Wir kannten uns vorher nicht und haben vielleicht fünf oder sechs Nachrichten ausgetauscht. Es hat den Charakter eines Blind Dates.

Ich parke meinen Wagen, ziehe einen Parkschein und gehe zum Marktplatz. Wir erkennen uns sofort, begrüßen uns und machen uns auf den Weg durch die Ratzeburger Altstadt. Marc ist um die 1,70 Meter groß, hat eine sportliche Figur, rasierte Haare, Dreitagebart, immer funkelnde Augen und ein selbstbewusstes Lächeln auf den Lippen. Marc erzählt von seiner Beziehung zur Stadt, dass er sich hier schon immer wohlgefühlt hat, die meisten seiner Freunde geblieben sind und er nie einen Grund gesehen hat, Ratzeburg zu verlassen. Und dann ist da natürlich auch der Fußball. Es dauert keine fünf Minuten, bis wir persönliches Vorgeplänkel gegen unser beider Lieblingsthema tauschen.

Der Himmel überm Ratzeburger See ist zwar grau, aber es fällt kein Regen hinab. Wir spazieren am Ufer entlang, neben uns plantschen Enten im kalten Wasser. Marc und ich sprechen über Trainerausbildung und Lehrgänge – seine DFB-Elite-Jugend-Lizenz hat er in Malente erfolgreich absolviert – über unser beider Werdegänge und über Strukturen in Vereinen. Wir entdecken viele Parallelen. Auch Marc ist Jahrgang 1988, begann 2006 als Jugendtrainer und engagiert sich über seine Tätigkeit als Trainer hinaus im Verein. Er sitzt sogar im Vorstand des Ratzeburger SV, hat ein neues Nachwuchskonzept entworfen, nach dem beim RSV mit Jugendlichen gearbeitet wird, und er trainiert eben auch die 1. Herren des Vereins.

Es ist verblüffend: Zwei Menschen, die sich nie zuvor gesprochen, geschweige denn gesehen haben, plaudern ohne Pausen einfach munter drauf los. Während wir zurück zum Marktplatz spazieren, verliere ich mich kurz in Gedanken: „Es ist richtig, dieses Projekt in Angriff genommen zu haben“, denke ich, „es ist einfach richtig.“

Trainer-Kosmos und Realität

Nach kurzer Fahrt komme ich beim Riemann-Sportplatz an. Ich fühle mich an frühere Ausfahrten ins Trainingslager als Jugendspieler erinnert. Hinter dem kleinen Parkplatz liegt das Hauptgebäude. Vereinsheim, Fitness- und Kursräume, Kegelbahn, Umkleidetrakt alles in rotem Backstein. Marc war noch schnell bei sich zu Hause, um seine Sporttasche zu packen. Schließlich ist für den Abend noch Training angesetzt. Er wartet in der hintersten Ecke der Vereinsgastronomie. Es riecht nach Frittenfett. „So muss ein Vereinsheim duften“, denke ich und freue mich schon auf die Currywurst, die ich hier später bestellen werde. Der Gastwirt hat sich größte Mühe gegeben, das altbackene Drumherum des Gebäudes modern einzurichten. Das ist ihm irgendwie auch gelungen, wenn man von der übriggebliebenen Weihnachtsdeko und einem fürchterlichen Mops aus Ton absieht. Marc bestellt Wasser und Spezi, ich lege mein Diktiergerät auf den Tisch.

Marc berichtet von seinem Werdegang. Er erzählt, wie der frühere Jugendwart einst zum Training von seiner Mannschaft kam und einfach fragte, ob einer von ihnen Lust hätte, eine Nachwuchsmannschaft zu trainieren. Marc, damals jüngerer A-Jugendspieler, hatte noch nie so wirklich darüber nachgedacht, aber spürte sofort einen Drang und sagte zu. Gemeinsam mit einem Kumpel, der heute übrigens wieder sein Co-Trainer der 1. Herren ist, legte er los. Fast 14 Jahre später ist Marc immer noch im Verein, hat diesen nach seinen Vorstellungen verändert und geprägt. Seine eigenen Fußballschuhe hat er vor knapp zwei Jahren an den Nagel gehängt, als er Trainer der 1. Herren wurde. Nur ab und zu kickt er sonntagvormittags noch bei der dritten Mannschaft mit.

Wenn Marc über Fußball spricht, ist er in einem Rausch. Seine ohnehin schon leuchtenden Augen glänzen noch mehr, sein Gesicht verrät seine gesamte Leidenschaft. Er lächelt fast durchgehend, während wir uns unterhalten. Immer wieder gestikuliert er wild, um das Gesagte zu unterstützen. Er spricht von Pep Guardiola und Jürgen Klopp, von Ballbesitz und Pressing. Hin und wieder kommen Leute an unseren Tisch, begrüßen ihn, schütteln auch mir die Hand, immer freundlich, immer mit einem „Moin“ auf den Lippen. Irgendwann kommen auch zwei Spieler zu uns. „Heute doll oder eher weniger?“, fragen sie. Als Marc antworten will, wird schnell klar, dass sie weniger das bevorstehende Training als den Mannschaftsabend im Anschluss meinen. Ich kenne diese Fragen nur zu gut. Wir müssen lachen.

Die ohnehin schon äußerst gute Gesprächsatmosphäre erreicht ihren Höhepunkt aber erst, als Marc sein iPad zückt und mir von seiner Datenerfassung berichtet. Periodisiertes Training, Trainingsbeteiligung, ein paar Statistiken – das kenne ich von mir, aber Marc bringt mich ins Staunen. Er führt Statistiken über jede Torchance eines jeden Spiels und ermittelt dadurch die sogenannten „Expected Goals“ (xG). Ort auf dem Spielfeld, Körperteil – alles wird erfasst. Auch jedes Gegentor wird aufgezeichnet, jedes verhinderte Gegentor ebenfalls. Jeder Block, jede Parade – es ist Wahnsinn. Datenanalyse vom Feinsten – und das in der 8. Spielklasse.

Marc schwärmt, ich bin beeindruckt. Ich dachte immer, ich sei bekloppt in Sachen Fußball, aber dieser Trainer hebt das alles auf eine andere Ebene. Während ich nicht aus dem Staunen herauskomme, denke ich an den Kontrast zwischen dem, was Marc hier an Zeit und Hingabe investiert und dem, was von der Mannschaft zurückkommt. Neun Spieler haben sich für das Training, eine lange geplante Hinrundenanalyse und den anschließenden Teamabend angekündigt. 12-14 kommen im Schnitt zu den Einheiten. „Ist doch eine gute Anzahl“, sagt Marc und ich staune wieder. Über seinen Optimismus, über seine Leidenschaft und über seine Einstellung. „Ich mache das ja auch für mich. Es macht mir Spaß und ich habe durch die vielen Daten immer neue Ansätze, wie wir uns verbessern können“, sagt er.

Während Marc mir weiter seine zahlreichen Excel-Tabellen zeigt, wird mir bewusst, dass dieser Mann für Höheres bestimmt ist, dass er ein Feuer hat, das so lichterloh brennt, dass es ihn weit über Ratzeburg hinausbringen wird. Er selbst will in Ratzeburg noch etwas „zu Ende bringen“. Zwei Aufstiege sollen es werden in nächster Zeit. Und ja, irgendwann könne er sich andere Aufgaben vorstellen. Regionalliga wäre ein Traum. Ich habe keinerlei Zweifel, dass er sich diesen Traum erfüllen kann.

Training und Currywurst/Pommes

Doch noch steckt er in der Gegenwart. Es ist kurz vor 19 Uhr und er muss sich für das Training fertigmachen. Er zeigt mir den Kabinentrakt, gestrichen in den roten Vereinsfarben des RSV. Überall an der Wand hängen Schilder mit Motivationssprüchen, alles in der Schrift, die auch auf den Trainingsklamotten des Vereins verwendet wird. Marcs Idee – keine Überraschung. Er tauscht Bolzplatzkind-Hoodie mit Nike-Trainingsanzug. Aus der Spielerkabine tönt laute Techno-Musik, bis der letzte Spieler die Kabine Richtung Trainingsplatz verlässt.

Das Sportgelände ist wie das Vereinsheim: ein Mix aus Vergangenheit und Gegenwart. Auf der linken Seite das alte Stadion mit Laufbahn, in der Mitte ein kleiner moderner Kunstrasen und auf der rechten Seite etwas erhöht ein Trainingsplatz mit Naturrasen. Marc erzählt, dass sein RSV zu den ganz wenigen Vereinen der Region Lauenburg gehört, die über einen Kunstrasenplatz verfügen. Unvorstellbar für uns Städter, nicht ganzjährig problemlos trainieren und spielen zu können.

Das Training beginnt. Ich nehme auf einer selbstgebauten, sehr geräumigen Holzauswechselbank Platz. Erst Rondo mit sieben gegen zwei, dann Lauf-ABC, Aktivierung und Mobilisation. Marc gibt Kommandos. Ihn stört die Trainingsbeteiligung spürbar nicht. Auch den Jungs macht es nichts aus. Sie kennen die Situation. Jahr für Jahr zieht es junge Spieler zum Studieren in die umliegenden Städte Lübeck, Kiel oder Hamburg. Ein Zustand, an den man sich beim Ratzeburger SV gewöhnt hat.

Als mir kalt wird, zieht es mich zurück in die Gaststätte. Schließlich habe ich hier noch ein Date mit einer Currywurst. Ich setze mich an denselben Tisch wie zuvor. Die leere Wasserflasche und auch die Speziflasche stehen noch dort. Auch die Currywurst muss leider warten. Die Alte Herren des RSV hat Griechischen Abend mit Gyros, Tzatziki und Ouzo. Die Küche kommt an ihre Grenzen. „Eine Stunde warten“ berichtet mir die junge Bedienung. Ich nehme die Wartezeit in Kauf, mache mir Notizen über Marc und denke nach. Doch aus dem Nichts kommt plötzlich die Currywurst an meinen Platz. Die Pommes stapeln sich auf dem Teller. Ich rieche das Fett. Herrlich. Ich bedanke mich beim Gastwirt für das Entgegenkommen und verputze langsam und genüsslich mein Abendessen, während Marc seine neun Spieler über den Platz dirigiert.

Schwarzbrot und Bockwurst

Frisch geduscht nehmen die Spieler nach und nach im Besprechungsraum Platz. Tische in U-Form aufgestellt, Beamer, Holzstühle. Grau-und Schwarzbrot, Aufschnitt und Bockwurst stehen ebenso bereit wie Cola und Bier. Nicht alle haben es vom Trainingsplatz zur Hinrundenanalyse geschafft. Einige hatten andere Pläne, dafür sind verletzte Spieler dazugekommen. Insgesamt aber immer nur noch neun Spieler, die einer unglaublich detaillierten Präsentation des Trainers lauschen.

Fünf Stunden Arbeit hat diese das Trainerteam gekostet, erzählt mir Marc auf dem Weg zum Raum, und nur ein Drittel der Mannschaft wird sie hören. „Da wird wohl mal wieder eine Ansage fällig“, sagt er zu mir. Das erste Mal an diesem Tag wird deutlich, dass er sich schon manchmal wünscht, dass seine Spieler seinem Anspruch mehr gerecht werden. Ich kenne dieses Gefühl. Es ist ein merkwürdiges Empfinden. Auf der einen Seite kann man seine eigene Besessenheit nicht auch von Amateurfußballern einfordern, auf der anderen fühlt man sich als Trainer doch manchmal alleine im Regen stehen gelassen.

Als auch der letzte Spieler frischgeduscht die Tür des Besprechungsraums öffnet und sich setzt, geht es los. Marc analysiert und präsentiert, als wenn vor ihm 20 Spieler sitzen würden. Beeindruckend. Klare Rhetorik, klare Vorstellungen. Das Team lauscht und mampft und trinkt, bis die Präsentation von Marc und seinem Co-Trainer zu Ende ist. Zum Abschluss werden noch Ämter verteilt. Es gibt ein Amt für Bier, für Feierei, für die Kabine, für Shampoo, für die Mannschaftskasse und die Musik. Es wird gelacht und diskutiert, weitere Biere werden geöffnet und der Mannschafts-DJ koppelt sein Handy mit einem fetten, basslastigen Lautsprecher. Wieder läuft Techno.

Zeit für mich zu gehen. Ich bedanke mich bei Marc für die Einblicke in seine Trainerwelt, verabschiede mich mit einem Klopfen auf den Tisch bei der Mannschaft und stapfe in die Dunkelheit Richtung Parkplatz. 22:30 Uhr steht auf der Uhr meines Autos. Es geht nach Hause. Jetzt spielt Spotify „How To Save A Life“ von The Fray. Und während ich durch die Nacht fahre, spüre ich, dass dieses Projekt mein Leben „retten“ wird, dass ich endlich wieder für meine Arbeit brennen werde. Ich singe mit, bei diesem und bei allen folgenden Liedern, bis ich zu Hause ankomme und die 1. Etappe Geschichte ist. Kilometer 145.

Rivalen oder Kumpel? Beides!

Ich treffe Jan-Hendrik Haimerl – Trainerkollege, Sparringspartner, Gleichgesinnter

Es ist die hinterste und spärlich beleuchtete Ecke eines Schanzen-Lokals. Hatari Pfälzer Stube am Schulterblatt. Hier wartet Jan-Hendrik Haimerl auf mich, Trainer des HSV Barmbek-Uhlenhorst 2, Rivale, Trainerkumpel. Es ist das erste Mal, dass wir uns abseits eines Fußballplatzes sehen. Warum es so lange gedauert hat, wissen wir selber nicht genau. Seit längerer Zeit sind mehrminütige Sprachnachrichten als Wochenendzusammenfassung nach Spieltagen mehr Regel als Ausnahme. Auf der wackligen Bierzelt-Garnitur stehen Ketchup, Mayonnaise und Senf. Wir bestellen zwei Bier und Schnitzel mit Käsespätzle. Es dauert keine zwei Minuten und wir versinken in Geschichten des Hamburger Amateurfußballs.

Wir erinnern uns gut an unsere erste Begegnung. Anfang September 2014. Ich war damals noch Spielertrainer, meine Mannschaft gerade aufgestiegen. Haimerl saß bereits auf der Bank, allerdings als Co-Trainer. Nach Rückstand schieße ich das 1:1, wir gehen am Ende mit 1:7 unter. „Unser Trainer hat die Mannschaft damals vor dir gewarnt“, erinnert sich Haimerl. An der höchsten Pflichtspielpleite bis heute konnte das aber auch nichts ändern. Bei der Suche einer Antwort auf die Frage, warum das die Geburtsstunde einer langjährigen Rivalität war, können wir beide nur mutmaßen.

In den folgenden neun Aufeinandertreffen beißt sich BU 2 an uns die Zähne aus. Wir gewinnen vier Partien, spielen fünf Mal Unentschieden. Barmbek-Uhlenhorst ist dabei immer Favorit, wir jedes Mal der Außenseiter. Jedes Aufeinandertreffen erzählt seine eigene Geschichte und brennt sich in die Erinnerungen ein. „Zu Beginn der letzten Spielzeiten hat die Mannschaft immer das Ziel ausgegeben, Niendorf zu schlagen“, berichtet Haimerl. Ich weiß, dass dieses Ziel noch etwas drastischer formuliert wurde. Aus dem Angstgegner-Dasein machten sich meine Jungs regelmäßig ihre Scherze, äußerten diese unter anderem auch im Megapark auf Mallorca. Frotzeleien vor 5-Liter-Säulen. Das Bild kann man nicht malen.

Ich vermute, dass die Rivalität in der Ähnlichkeit der jeweiligen sozialen Strukturen begründet liegt. Beide Teams kommen jahrelang über die Geschlossenheit, „die Kabine“, wie es Haimerl formuliert. Eine gute Stimmung im Team zu haben, abseits des Platzes viel zu unternehmen und am Ende der Saison auf Mallorca zu feiern – das war schon immer für beide Truppen wichtig.

Das Schnitzel wird endlich serviert. Es hat gedauert. Wir sind schon beim dritten Bier. Die Portion ist riesig, der Hunger aber auch. Wir erinnern uns an weitere Momente.

Haimerl erzählt davon, dass er als Co-Trainer in einer Saison ausgerechnet in den beiden Aufeinandertreffen mit meiner Mannschaft seinen Trainer vertreten musste und beide Spiele verlor. Ich erinnere mich an ein Heimspiel, vor dem BU 2 im Kreis nochmals betonte, dass es dieses Mal endlich klappen müsse. Wann wir angefangen haben, häufiger miteinander zu kommunizieren, wissen wir beide aber auch nicht mehr ganz genau.

War es die zufällige, gemeinsame Gegnerbeobachtung bei UH Adler Sonntagmorgen an der Beethovenstraße? Oder irgendeine der vielen Abstimmungen bezüglich Trikotfarben per WhatsApp? Die endgültige Initialzündung war wohl die sehr nette Geste beim vorletzten Aufeinandertreffen im Herbst 2018. Haimerl überreichte mir beim Gastspiel in Barmbek ein Sixpack mit ausgefallenem Bier als Aufmerksamkeit zu meiner Hochzeit. Seitdem tauschen wir uns regelmäßig über Amateurfußball aus, vornehmlich über die Bezirksliga Nord aber auch andere Skurrilitäten im Hamburger Fußball. Selbst seit dem Aufstieg von BU 2 in die Landesliga ist der Kontakt nicht abgerissen. Im Gegenteil.

Das Schnitzel ist verputzt, die nächste Runde Bier bestellt. Themen gehen uns nicht aus. Der Amateurfußball hat einfach zu viel zu bieten, vor allem, wenn man so bekloppt ist wie wir. Wir sprechen über Gerüchte, über Spieler, über verrückte Gestalten, die sich überraschenderweise seit Jahren in den höchsten Amateur-Ligen profilieren dürfen. Doch jetzt will ich wissen, wie mein Namensvetter eigentlich Trainer geworden ist. Eine Frage, die mich bei jedem Kollegen extrem interessiert.

So richtig darauf aus sei er nie gewesen, berichtet Jan-Hendrik Haimerl. Lange Zeit war er Assistent. Doch als sein Chef das Amt aufgab und die Mannschaft nach ihm verlangte, wagte er den Schritt in die erste Reihe. „Ich hatte mir nie vorgenommen, irgendwann mal Trainer zu sein“, sagt er heute. Doch der Schritt war der richtige. Binnen zwei Jahren baute er in Barmbek eine Mannschaft auf, die tatsächlich aufsteigen würde. Das war vorher schon jahrelang das Ziel gewesen. Im Mai 2019 hat es als Vizemeister endlich geklappt.

Das Vertrauen im Verein ist kontinuierlich gestiegen. Kein Wunder, schließlich läuft es auch eine Spielklasse höher als Aufsteiger ausgezeichnet. „Am Anfang haben wir noch etwas Lehrgeld bezahlt und mussten begreifen, dass eine solide Leistung in dieser Liga nicht auch immer gleich mit Punkten belohnt wird.“

Seine Entwicklung hat sich im Hamburger Amateurfußball herumgesprochen. Immer wieder trudeln Anfragen anderer Vereine ein. Doch die Liebe zum HSV Barmbek-Uhlenhorst war bisher immer stärker als die Neugier, mal etwas Neues auszuprobieren. Parallel absolviert Haimerl seinen B-Lizenzlehrgang in Barsinghausen, mit dabei sein Co-Trainer Stephan Obst, ebenfalls ein BU-Urgestein und durchaus einer der Faktoren für die aufgekommene Rivalität unserer beiden Mannschaften.

„Obst war immer genauso verrückt wie euer Torwart damals“, schmunzelt Coach Haimerl, während die nächste Runde Bier auf den wackeligen Biertisch gestellt wird. Genau diese Verrücktheit ist aber auch das, was die Typen im Amateurfußball auszeichnet. Echt muss er sein, dieser wahnsinnige Sport. Da sind wir uns beide einig. „Wenn ich sehe, wie viel Geld mittlerweile im Amateurfußball im Umlauf ist, dreht sich mir der Magen um“, sagt mein Gegenüber, „das macht doch keinen Spaß.“ Ich stimme zu.

Und weil wir beide so denken, weil uns diese in unseren Augen falsche Entwicklung so zuwider ist, wir unsere Teams auch nach diesen Werten aufgestellt haben, genau deshalb sind wir Rivalen geworden und genau deshalb auch Kumpel.

Gleichgesinnte zu treffen, ist für mich ein hohes Gut. Der Kosmos Amateurfußball ist nicht für jeden begreifbar und gerade deshalb macht es solch eine Freude, sich mit anderen Bekloppten wie Jan-Hendrik Haimerl auszutauschen. Selbst, wenn sie nicht mehr in derselben Liga spielen. Dass der Niendorf-Fluch auch höherklassig weitergeht (unsere 2. Mannschaft spielt dort) reicht mir da völlig.

Wir kippen noch einen Schnaps, stoßen mit dem letzten Schluck des x-ten Bieres an, zahlen und verabschieden uns. „Bis bald!“ „Jo, bis bald“. Auf dem Fußballplatz. Es ist sehr wahrscheinlich.

Mein Jahr 2019 im Trainingsanzug

Januar

Das Jahr begann früh. Durch den zeitigen Pflichtspielstart meiner U18 ging es bereits eine Woche nach Silvester wieder auf den Platz. Nur drei Wochen waren Zeit bis zum Auftakt. Dass der Hamburger Winter ab Januar nicht kalkulierbar ist, erschwerte die Aufgabe, dass ich nach der kurzen Winterpause noch nicht wieder voll aufgeladene Akkus besaß, ebenfalls. Immerhin: Meine Herrenmannschaft sollte erst zwei Wochen später wieder einsteigen.

So blieb die Doppelbelastung zunächst aus. Dafür aber nicht das miese Wetter. Schnell lag der Platz voller Eis und auch Schnee. Improvisieren war angesagt. Intervallläufe im Wald waren möglich, aber nicht dauerhaft die einzige Lösung. Deshalb funktionierte ich den Kabinentrakt so um, dass ein Kraft- und Ausdauerzirkel möglich war. Das ganze wiederholte ich auch einige Tage später bei den Herren.

Ohne Testspiel ging es ins erste Pflichtspiel, direkt Pokal. Den zu gewinnen, hatten sich die Jungs vor der Saison als Ziel gesteckt. Die Hürde Achtelfinale nahm die Mannschaft trotz der geringen Praxis mühelos.

Jetzt ging es auch bei den Herren wieder los. Im Winter ist Kreativität gefragt. Fußball-Biathlon, Soccerhalle, Kleinfeld-Spiele, Boxtraining mit Motivationscoaching – all das gehört im Winter bei mir fest dazu. Große Spielformen sind aufgrund der unsicheren Wetterlage schließlich schwierig zu planen. Beispiel: Am letzten Januarwochenende fiel das Testspiel der Herren am Samstag aus. Sonntag wurde es wärmer und die A-Jugend konnte auf demselben Platz ihr Pokalspiel absolvieren.

Februar

Im Februar stabilierste sich die Wetterlage. Die A-Jugend steckte schon voll wieder im Punktspielbetrieb und holte aus vier Partien drei Siege, wobei die eine Niederlage ein herber Dämpfer war und vielleicht sogar der Knackpunkt für den weiteren Saisonverlauf.

Die Herren dümpelten durch ihre Vorbereitung. Bis auf eine Partie war kein Feuer zu erkennen. Zufall, dass in dieser einen Partie die ersten 2001er dabei waren? Da war zu erkennen, was Konkurrenzkampf auslösen kann. Vielleicht lag der Fehler aber auch bei mir. Die Doppelbelastung hatte bereits Spuren hinterlassen und das Feuer in mir loderte nur noch. Ich war nicht in der Lage, mit voller Akribie mit dem Team zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt war für den Start in den Pflichtspielbetrieb nur das Schlimmste zu erahnen.

März

Es kam anders – zunächst jedenfalls. Die Herren starteten furios mit zwei 5:0-Siegen. Doch ein maues 1:1 gegen einen Abstiegskandidaten sorgte für den ersten Dämpfer, eine 1:2-Niederlage gegen ein weiteres Kellerkind für den nächsten. Der Kader war dünn. Schon zu diesem Zeitpunkt spielten die ersten 2001er bei den Punktspielen mit.

Schließlich startete bei der A-Jugend nun der Fleckenteppich-Spielplan. Zwei Spiele im März, zwei im April, drei binnen fünf Tagen im Mai – Wahnsinn! So kann keiner seinen Rhythmus aufnehmen. Die Tendenz zeigte so auch immer weiter abwärts. Die Jungs waren parallel im Abistress und Fußball verständlicherweise nicht Priorität Nummer 1. Dazu kam, dass die Aussicht auf eine Top-3-Platzierung immer geringer wurde und auch meine Energie nicht ausreichte, um dagegen anzugehen.

April

Im April setzte sich dieser Trend fort. Zwar erreichten wir gegen einen schwachen Gegner locker das Viertelfinale im Pokal, allerdings war der Rhythmus in der Liga endgültig dahin. Das einzige Punktspiel des Monats ging daheim 0:3 verloren. Vorne ungefährlich und hinten anfällig – da half auch ein klares Ballbesitzplus nichts. Den Jungs fehlte mental und körperlich die Frische.

Bei den Herren hatte sich das Blatt hingegen wieder gewendet. Gegen den späteren Meister gab es ein 1:1, danach zwei Siege. Die Top 6 schienen wieder greifbar.

Mai

Auch weil im Mai aus den ersten beiden Partien weitere vier Zähler folgten. Doch wie so oft in der Geschichte dieser Mannschaft ging ihr am Ende die Puste aus. Zwei üble Klatschen (1:5, 2:6) waren die Folge. Spiele, die noch höher hätten verloren werden können. Die Spannung war verloren gegangen. Immer wieder dieselben Spieler mussten spielen. Viele von ihnen waren aufgrund von Verletzungen oder Urlauben nicht richtig fit. Der Substanzverlust war für mich aber eine wichtige Lehre. Die Erkenntnis, auch im mittleren Amateurbereich, einzelnen Spielern nach Abstinenz ein individuelles Training mit Schwerpunkten im Bereich Ausdauer und Athletik anzubieten, nahm ich als Ansatz mit in die neue Saison.

Zum Abschluss der Saison bei den Herren verabschiedeten wir zudem meinen Vater, der über 23 Jahre an meiner Seite war und mir bei beiden Mannschaften als Betreuer den Rücken freigehalten hatte. Papa, ich werde dir dafür ewig dankbar sein. Ein emotionaler Höhepunkt, der schnell über die schlechten Ergebnisse zum Ende der Spielzeit hinweg tröstete.

An diesem Punkt war die U18 noch lange nicht. Der Mai begann mit dem Wahnsinn, drei Spiele binnen fünf Tagen während der schriftlichen Abi-Prüfungen absolvieren zu müssen, und das mit 11 bis 13 Mann. Der traurige Höhepunkt: eine 0:6-Packung beim späteren Meister. An dem Tag spielten die Herren am Morgen auf der einen Seite der Stadt und die A-Jugend am Nachmittag auf der anderen. Aufgrund der Anstoßzeiten war ich von 9 bis 20 Uhr aus dem Haus und nachmittags nicht mehr in der Lage, an der Seitenlinie als Korrektiv zu agieren.

Nur zwei Tage nach diesem Fiasko ging es zum Pokalhalbfinale. Personell etwas erholt sollte die Partie auch noch über 120 Minuten gehen – immerhin mit dem besseren Ende für uns. Ein großartiger Moment für die Mannschaft und ein wahnsinnig tolles Gefühl, diese einmalige Geschichte (G- bis A-Jugend) mit einem Endspiel abschließen zu können.

Juni

Doch dieser Traum zerplatzte schneller als gedacht. Das Finale war für das Wochenende angesetzt, an dem mit den Herren die Abschlussreise auf Mallorca gebucht war. Zur Erklärung: Ich habe selbst lange als Spielertrainer in dieser Mannschaft gespielt, viele meiner engsten Freunde sind meine Spieler. Die Reise nach Mallorca wird lange Zeit im voraus gebucht und ist ein Highlight jedes Jahr. Ich war todtraurig, dass ich beim Finale nicht dabei sein konnte, aber auch im Nachhinein war es die richtige Entscheidung.

Dass die Jungs auch noch trotz Überlegenheit mit 0:2 verloren, milderte meine Traurigkeit nicht wirklich. Der ganz große Wurf blieb diesem Jahrgang trotz vieler Erfolge bis zum Ende verwehrt. Und so endete mit zwei weiteren Punktspielen (1 Remis, 1 Sieg) dieses Kapitel meines Lebens, das als 18-Jähriger begann und als 31-Jähriger endete.

Juli

Noch nie war mein Verlangen nach einer Sommerpause so groß wie in diesem Jahr, noch nie fiel sie so kurz aus. Zwei Wochen ohne Fußball waren auf den ersten Blick zu wenig. Auch jetzt konnte ich die Akkus nicht voll aufladen, die Sommervorbereitung für die Herren nicht komplett planen. Doch irgendwas war anders als sonst. Ich spürte wieder ein Brennen in mir, ein Verlangen nach dem Trainerdasein. Es schien beinahe so, als würde mein Trainingsanzug wieder nach mir schreien. Ich folgte den Rufen.

Es war die Vereinigung zweier Teams, die das Feuer wieder entfachte. Gleich acht meiner 2001er gingen in die Herren. Ich wusste um deren fußballerischen Fähigkeiten und wie sehr diese in einer funktionierenden Gemeinschaft zur Entfaltung kommen könnten. Mir war auch klar, dass es etwas Zeit brauchen würde. So waren Vorbereitung und Saisonstart holprig. Doch schon im Training war zu sehen, dass sich etwas verändert hatte. Die arrivierten Spieler kämpften um ihre Vormachtstellung, welche die jungen ihnen streitig machen wollten.

August

Die Saison startete als Achterbahnfahrt, ähnlich Kolossos im Heide Park Soltau. Hoch und runter. Die Ergebnisse stellten sich noch nicht ein, einige Verletzungen und diverse Urlaube sorgten für nur wenig Konstanz im Kader. Es war aber zu sehen, dass es funktionieren wird. Wir konnten im Training ganz andere Inhalte umsetzen, viel mehr Fußball spielen lassen als in den Jahren zuvor. Ich glaube, dass alle schnell gemerkt haben, dass sich etwas verändert hatte. Das Feuer, das dem Team in der Vorsaison oft fehlte, schien zurück. Sieben Punkte aus fünf Spielen waren natürlich trotzdem ausbaufähig.

September

Im September folgten abermals sieben Punkte, allerdings aus vier Partien. Die Leistungen wurden auch besser. Besonders ein 4:1-Heimsieg über einen Aufstiegskandidaten zeigte das Potenzial auf. Als wir im letzten September-Spiel ein 1:3 noch in ein 5:3 drehten, war spätestens klar, dass hier etwas entstehen würde. Im Training war so viel Feuer drin wie ewig nicht mehr. Jeder wollte spielen, jeder wollte sich beweisen. Es sollten diejenigen profitieren, die eine hohe Trainingsbeteiligung aufboten.

Oktober

Zwei Siege, zwei Niederlagen gegen Topteams. Nach 13 Spielen hatten wir nur 17 Punkte, auch wenn die Leistungen für mehr gereicht hätten. Mit dem Blick auf den Spielplan und noch sieben ausstehenden Partien bis zum Jahresende präsentierte ich der Mannschaft meine Zielsetzung: die Punktzahl verdoppeln. Bei 21 möglichen Zählern ehrgeizig aber machbar. Der Oktober endete mit einem knappen 1:0-Erfolg. Es war der Grundstein für eine einmalige Siegesserie.

November/Dezember

Es folgte der Rekord-November mit Dezember-Sahnehäubchen. Sechs weitere Siege, 17:6 Tore. Wir waren in der erweiterten Spitzengruppe angekommen. Im Training war überragende Stimmung. Entgegen frührer Einstellungen befürwortete ich die ausgelassene Kabinenatmosphäre mit Kästen nach dem Training. So eine Euphorie muss man mitnehmen, wenn man denn erkennen kann, wann die Zügel wieder anzuziehen sind.

Das tat ich und dennoch erfolgte die Rotation etwas zu spät. Auswirkungen auf die Ergebnisse hatte das aber keine. Auch wenn die Leistungen in den letzten drei Spielen schwächer wurden, standen immer drei Punkte auf der Habenseite. Selbst mit acht Mann wurde gewonnen. Auch am lezten Spieltag vor der Winterpause konnte uns eine der schwächsten Leistungen des Jahres nicht von der Siegerstraße abbringen.

Die Winterpause hätte dennoch nicht besser getimed werden können. Ich bin mir sicher, dass jeder nächste Gegner einer zu viel gewesen wäre. Wie Pep Guardiola schon sagte: Irgendwann verliert man wieder ein Spiel. Die entscheidende Frage ist nur, ob es einen aus der Bahn wirft oder nicht.

Fazit

Fast aus der Bahn geworfen hätte mich dieses intensive Jahr. Da bin ich ehrlich. Unterm Strich war es zu viel, alleine die A-Jugend zusätzlich zu Bezirksliga-Herren zu machen. Es waren aber meine Jungs, meine kleinen Brüder und die Mannschaft für eine A-Jugend verhältnismäßig pflegeleicht. Ob ich noch mal ein Juniorenteam coachen werde, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass es die Alterstufe 6-12 Jahre wäre. Ein tolles Alter, um Grundlagen bei Kinder zu legen.

Dass 2019 mich wieder hat Blut lecken lassen, ist der Fusion der beiden Teams zu verdanken. Ich war leer, das muss ich zugeben. Ich hatte mich in Bezug auf das Trainerdasein noch nie so gefühlt. Aber das Feuer kam zurück. Neue Reize, neue Ideen, neue Spieler, neue Möglichkeiten – das hält einen frisch.

Ich werde immer eine Mannschaft trainieren wollen, in der Spieler spielen, zu denen ich ein freundschaftliches Verhältnis habe. Der Geist ist fest in dieser Truppe verankert und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Aber ich habe auch erkannt, dass ich manchmal personelle Entscheidungen treffen muss, die sportlich notwendig, wenngleich freundschaftlich traurig und bewegend sind. Gehe ich diesen Weg nicht weiter, wird die Stichflamme in mir schnell wieder weichen. Einen dann nur noch lodernden Coach braucht niemand mehr.

Das war’s in 2019. Kommt alle gut in 2020. Es wird das zweite Jahr mit diesem Blog sein. Ich habe damit Einiges vor und werde wie angekündigt auf Deutschland-Tour gehen. Was daraus wird, will ich noch nicht genau sagen, aber ich freue mich unendlich über die tolle Resonanz und auch das fantastische Feedback, das ihr mir gebt. Wenn jemand Fremdes mir schreibt, dass er sich in den Erzählungen wiedererkennt, bedeutet mir das alles. Guten Rutsch, ihr fußballverrückten Trainerlegenden!

Winterpause – wenn das Feuer kurz auf Sparflamme brennt

Was waren das wieder für turbulente und intensive Monate. 23 Wochen voller Training, Test- und Punktspielen sowie Vor- und Nachbereitungen. 23 Wochen, in denen man sich wieder den Kopf zerbrochen hat – über Aufstellungen, Ergebnisse, Ideen, Trainingsinhalte und lustlose Spieler. 23 Wochen voller Leidenschaft, Lust und Begeisterung für diesen verrückten Sport.

Was macht dieser Fußball nur mit uns? Durch ihn werden wir zu Verbissenen, zu Rastlosen. Unser Ehrgeiz, der vielleicht manchmal im Leben weiter unter der Oberfläche wabert, findet durch ihn seine volle Entfaltung. Wir schlafen schlecht nach Niederlagen und sind siegestrunken nach geholten drei Punkten. Wir vernachlässigen manchmal Frau und Freunde, sagen Wochenendveranstaltungen ab und halten uns auf Feiern vor Spieltagen zurück, ohne zu zögern.

Der Amateurfußball macht uns Trainer zu Fanatikern, zu Hobby-Guardioloas – und das alles für die 5. bis 9. Liga. Aber wer dieses Feuer einmal gespürt hat, weiß wie schwer es ist, es in anderen Lebensbereichen ebenfalls zu finden. Der Tag, an dem es erlöschen wird, ist noch in weiter Ferne. Bis dahin brennt es weiter. Nach 23 Wochen am Stück darf es aber ruhig auch mal wieder auf Sparflamme lodern.

Jetzt freue ich mich nämlich auf die Winterpause. Mal kein Fußball, keine zwei Stunden auf dem Trainingsplatz, freie Wochenenden, Urlaub. Wer als Trainer tief in sich geht und ehrlich mit sich selbst ist, weiß, dass er das ebenso gut gebrauchen kann. Mit Abstand kommen neue Ideen. Der Winter ist da!

Ich suche Trainer!

Ich brauche einmal eure Hilfe. Ich bin für ein neues Projekt auf der Suche nach Fußballtrainern aus dem Amateurbereich, die Lust haben mit mir persönlich über den Amateurfußball, ihre Philosophie und das Trainerdasein zu plaudern. Wenn ihr jemanden kennt, der jemanden kennt – ihr kennt das Spiel. Gesucht werden Amateurtrainer von der 5. Liga abwärts bis zur tiefsten Kreisklasse, und zwar in jedem Bundesland.

Ich plane eine kleine Deutschland-Tour durch jede Region und würde mich freuen, wenn ihr mir mit Tipps unter die Arme greifen könntet. Wenn ihr euch selbst angesprochen fühlt oder jemanden habt, der ideal dafür sein könnte, dann meldet euch einfach bei mir unter jhs@mein-leben-im-trainingsanzug.de. Ich freue mich auf viele Kontaktaufnahmen.

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