Ich muss ehrlich gestehen: Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass der Fußball mir einmal ferner sein könnte. Vor wenigen Tagen noch kritzelte ich eine mögliche Aufstellung für das Wochenende in mein Notizbuch, plante das nächste Training und nur wenige Stunden später war es für mich undenkbar, überhaupt ein weiteres Training geschweige denn ein Punktspiel durchzuführen. Noch vor etwas mehr als einer Woche standen wir auf dem Platz und spielten um weitere Zähler in der Bezirksliga. Wie weit weg ist das auf einmal, wie egal ist das auf einmal, wie wenig interessiert mich aktuell der weitere Saisonverlauf?
Als am Freigagmittag die offizielle Absage des Verbandes für drei Spieltage kam, hatten wir unser anstehendes Spiel bereits eigenständig abgesagt. Nur zwei Tage nach dieser Absage verlängerte die Stadt Hamburg per Allgemeinverfügung das Sportverbot um einen Monat bis zum 30. April. Wie dynamisch diese Situation ist, hätte vor einer Woche kaum einer für möglich gehalten. Noch nie habe ich meine eigene Meinung binnen so kurzer Zeit so radikal geändert wie in Bezug auf das Coronavirus.
Wie eine Winterpause
Eine Fortführung der Saison halte ich für undenkbar, weil überhaupt nicht vorherzusehen ist, wie die Entwicklung weiter verläuft, wie es im Mai oder Juni aussieht. Dazu kommen die Terminengpässe. Außerdem: Bis zum 30. April vergehen rund sechs Wochen, das ist wie eine Winter- oder eine lange Sommerpause. Kein Spieler kann sich in den eigenen vier Wänden so fithalten, dass er danach direkt wieder spielen sollte. Vor allem, wenn er dann dreimal die Woche spielen müsste. Aber das sind nur Gedanken über unwichtige Dinge. Und eigentlich ist es mir aktuell auch ziemlich egal.
Für mich persönlich bedeutet die fußballfreie Zeit, dass ich meine Reise durch Deutschland vorerst unterbrechen muss, dass ich nicht weiter Trainergeschichten erzählen kann. Immerhin: Meinen Besuch bei Stefan Rosenthal, Trainer des FC Sulingen, habe ich noch im Köcher.
Sagt Danke und haltet euch an anweisungen
Aber das ist insgesamt alles nichtig. Großes Danke an alle Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger, an alle systemrelevanten Arbeitskräfte, die eine Grundversorgung ermöglichen und an alle nervenstarken Supermarktangestellten. Ich appelliere an alle, sich an Anweisungen der Behörden zu halten, keine geheimen Trainings irgendwo abzuhalten und sich nicht zum Fußballspielen zu treffen. Jeder trägt in dieser Phase eine Verantwortung für seine Mitmenschen. Bleibt zu Hause, meidet Sozialkontakte und hört auf, euch mit Klopapier einzudecken.
Und noch eine Ergänzung: Wie sich der Profifußball, insbesondere die Funktionäre derzeit präsentieren, ist mit gesundem Menschenverstand nicht mehr nachzuvollziehen. Hier gilt es, vorbildhaft voranzugehen und nicht weiter trainieren zu lassen, sich bei einer DFL-Konferenz Schulter an Schulter zu zeigen oder mit laienhaften Aussagen in der Sportschau über alle Dinge zu stellen.