Jungs, ein letztes Mal werden wir gemeinsam auf dem Trainingsplatz stehen. Ein letztes Mal werden wir gemeinsam ein Punktspiel bestreiten. Nach 14 Jahren endet für die meisten von euch eure Zeit im Jugendfußball. Mit einer kurzen Unterbrechung sind wir diesen Weg immer zusammen gegangen.
Bei unserem ersten Training damals auf dem glühend heißen Gummiplatz in der hintersten Ecke unserer Sportanlage konnten sich die meisten von euch noch nicht alleine die Schuhe zubinden. Beständig den Ball zu treffen, fiel euch damals schon erheblich leichter, obwohl ihr kaum doppelt so groß wie das Spielgerät wart. Aus einem Training wurden tausende Einheiten, auf das erste Spiel im Modus Vier gegen Vier folgten hunderte weitere. Erst Sieben gegen Sieben, dann Neun gegen Neun, und endlich Elf gegen Elf. Wir waren zusammen an den unterschiedlichsten Orten, um dort gemeinsam Fußball zu spielen.
Ihr wurdet eingeschult, viele von euch an derselben Schule. Freundschaften, die auf dem Sportplatz entstanden, hatten auch darüber hinaus Bestand und wie wir jetzt wissen, nennt ihr dieselben Jungs auch heute noch eure Freunde, die damals zusammen mit euch gegen den ersten Ball getreten haben. Was gibt es im Leben Wertvolleres als das?
Die Zeit verging. Ihr wurdet älter. Neue Spieler kamen dazu und damit auch neue Freunde. Staffelmeisterschaften reihten sich aneinander, unvergessliche Erlebnisse auf Turnieren in Hannover und Berlin könnt ihr zu euren Abenteuern zählen. Wir haben gegen Finnen, Tschechen, Spanier und Italiener gespielt, den Nachwuchs vom FC Sevilla im Finale spielen sehen. Und auch in der Halle wurden wir von allen respektiert. Wir standen so oft in der Endrunde um die Hallenmeisterschaft und sind so oft so knapp daran vorbeigeschrammt.
Umgeworfen hat uns aber nie etwas. Erinnert ihr euch noch an das U13-Halbfinale um die Hamburger Meisterschaft auf dem Feld gegen St. Pauli? 0:3 stand es zur Pause. Einen geknickten Haufen Zwölf- und Dreizehnjähriger musste ich wieder aufrichten – und plötzlich stand es 3:3. Ihr habt gelernt, dass im Fußball alles möglich ist und auch habt ihr erfahren, dass dieser Sport für den ein oder anderen Grenzen hat. Diese Grenzen habe ich für mich ebenfalls erfahren.
Beruf und Fußballtrainer im Jugendbereich sind nicht immer mit voller Energie zu vereinen. So habe ich eure Entwicklung in neue Hände gelegt und habe keine Sekunde gezögert, als mich diese Hände nach anderthalb Jahren Pause um Unterstützung gebeten haben. Viele Gesichter waren neu, viele von diesen neuen Gesichtern werden bald gemeinsam mit den vielen alten ein letztes Mal auf dem Platz stehen. Und viele weitere Gesichter, die einst Teil dieser Gemeinschaft waren, werden euch dabei zusehen.
Im Laufe der Jahre wurden eure Stimmen tiefer, eure Schultern breiter und euer Selbstbewusstsein größer. In der Schule wurde es stressiger. Jetzt haben die meisten von euch ihr Abitur abgeschlossen. Es sind diejenigen, die einst auf dem Gummiplatz den Ball auf ein Stahltor geschossen haben.
Wenn ich sehe, wie viele Freundschaften untereinander in den vergangenen Jahren entstanden sind, macht mich das unheimlich stolz. Das ist größer als jedes Finale, größer als jeder Sieg, größer als jedes Tor. Mit einem meiner engsten Freunde stand ich selbst vor vielen, vielen Jahren das erste Mal auf einem Fußballplatz, und noch heute steht er an meiner Seite und ich an seiner.
Ja, es hat in diesem Jahrgang 2001 nie mit dem ganz großen Wurf geklappt und das wurmt mich genauso wie euch. Aber ihr werdet euch immer daran erinnern, mit wem ihr diese Erfahrungen geteilt habt. Nach der Sommerpause werdet ihr neue Wege gehen. Ein Teil gemeinsam mit mir bei den Herren, einige werden neue Herausforderungen suchen, andere werden sich Studium, Ausbildung oder Ausland widmen. In wenigen Tagen aber stehen wir erst einmal wieder zusammen auf dem Platz. Es wird das letzte Mal sein – meine kleinen Brüder und ich.