Sportliche Entscheidung richtig, Umsetzung stillos
Diese Nachricht bewegt Fußball-Deutschland. Bundestrainer Joachim Löw sortiert die Weltmeister Jerome Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels aus der Nationalmannschaft aus. Richtig oder falsch? Beides!
Hummels, Müller und Boateng passen nicht mehr ins Konzept
Unbestritten haben alle drei Bayern-Spieler noch jede Menge Qualität, aber eben nicht mehr genug, um den Umbruch in der DFB-Elf mitzugestalten. Besonders Boateng und Müller spielten zuletzt eine untergeordnete Rolle in München. Schon in den letzten Länderspielen des vergangenen Jahres war zu erkennen, dass für die beiden in der Startformation der Nationalmannschaft kein Platz mehr ist. Müllers Spielstil widerspricht den neuen Anforderungen Löws an seine Offensivspieler, welche Leroy Sané, Timo Werner und Co. sichtbar erfüllen. Tempo, Dribbling und das Spiel in die Tiefe sind das, was Löw von seiner neuen Generation sehen will. Im Abwehrzentrum braucht der Bundestrainer vor allem Kontinuität, die Boateng aufgrund vieler Verletzungen im Verein kaum noch zeigen kann, wenngleich ich ihn noch immer für einen herausragenden Innenverteidiger halte. Einzig Hummels hätte Löw nicht ganz abschreiben sollen. Grundsätzlich ist dieser Schritt aber richtig.
Fragwürdiger Stil des Bundestrainers
Er vollzieht diesen aber mit viel zu vielen Nebengeräuschen. Verdienten Nationalspielern gibt man die Möglichkeit, selbst aus dem DFB-Team zurückzutreten und nimmt ihnen diese Entscheidung in ihrer Finalität nicht einfach ab. Er hatte eigentlich gar keinen Grund, die Entscheidung in aller Entgültigkeit zu verkünden. Auch der Zeitpunkt ist fragwürdig. Das letzte Länderspiel fand im November 2018 statt, das nächste in zwei Wochen. Der einzige Grund, der diesen Zeitpunkt rechtfertigt, ist, dass Löw und seine Gefolgsleute die ersten Spieltage in der Bundesliga abwarten und die Leistungskurve der drei Münchener beobachten wollten. In der Tat war kaum eine Steigerung zu erkennen, die eine weitere sportliche Berücksichtigung in der Nationalmannschaft rechtfertigt. Ob dies die Wahl des Zeitpunktes der Entscheidung geprägt hat oder nicht, wird Löw der Öffentlichkeit vielleicht noch mitteilen.
Boomerang-Gefahr für Löw
Unterm Strich aber passt dieser Schritt kaum zum Bundestrainer und es mangelt ihm etwas an Authenzität. Bekannt dafür, häufig zu lange an seinen Eckpfeilern festzuhalten, jetzt diesen Kahlschnitt zu wagen, gibt eine fette Delle in seiner Glaubwürdigkeit. Es bleibt zu wünschen, dass es sportlich die richtige Entscheidung sein wird, damit diese Geschichte nicht wie ein Boomerang Löws Hinterkopf trifft.