In der Vorbereitung den richtigen Mix finden
Zweimal in der Saison steht eine Vorbereitung auf dem Plan – im Sommer und im Winter. In den wenigen Wochen bis zum ersten Pflichtspiel gilt es, seine Mannschaft optimal auf die Wettkampfphase vorzubereiten. Dabei sollte der Fokus nie nur auf das erste Spiel gelegt werden, sondern auch auf die Wochen danach. Die große Herausfoderung für Trainer ist es, in der Vorbereitungsphase eine gute Mischung aus neuen und altbewährten Inhalten zu finden. Das ist nicht immer ganz einfach. Schließlich wird das Rad bekanntlich nicht neu erfunden. Wer aber selbst lange gespielt hat, weiß: neue Reize sorgen für eine höhere Motivation und vor allem auch Konzentration bei den Spielern. Es ist Zeit für frischen Wind und feste Anker.
Für kreative Ansätze und neue Ideen sorgt die Sommerpause. Wenn der Kopf frei wird, passt auch wieder Neues hinein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Rezipieren von fußballspezifischen Inhalten wie Zeitschriften, Büchern oder Filmen sehr inspirierend sein kann. In der zurückliegenden Sommerpause habe ich unter anderem Tobias Eschers Buch „Vom Libero zur Doppelsechs“ gelesen und den Barcelona-Film „Take the ball, pass the ball“ geschaut. Meist geht es vor allem um Anregungen. Auch jede Staffel der Amazon-Serie „All or nothing“ – ob American Football, Rugby oder Fußball – ist empfehlenswert. Jeden frischen Gedanken habe ich einfach notiert, ohne genau zu überlegen, was man am Ende damit anfängt.
Nun gilt es, die vielen Ideen und Ansätze in ein festes Raster zu bekommen. Das geht aber nicht ohne Gerüst. Grundsätzlich bildet eine Analyse der Vorsaison die Basis für den Entwicklungsansatz. Was war gut? Was muss besser werden? Auf was sollte man künftig verzichten? Aus den Antworten entwickelt man eine optimierte oder gar neue Spielidee, die als Grundlage für die Arbeit in der Vorbereitungsphase dient. Hier empfehle ich eine Einteilung nach Säulen. Das können individual- und gruppentaktische sowie technische Inhalte sein aber auch Umschaltspiel, Standards und Athletik. Jede dieser inhaltlichen Säulen bringt wiederum Schwerpunkte mit sich. Alle Inhalte sollten aber nicht nur in der Vorbereitungsphase behandelt werden, sondern wiederholend über die gesamte Saison verteilt. Hierfür eignen sich zum Beispiel Wochen-Zyklen, wie Stefan Ruthenbeck und Jakob Strehlow, U19-Trainer des 1. FC Köln, in der aktuellen Ausgabe der DFB-Zeitschrift Fußballtraining beschreiben. Diese Periodisierung ermöglicht den Spielern, dass sie Inhalte besser und nachhaltiger aufnehmen und umsetzen können und Trainer bietet sie eine Art Roten Faden über die Saison hinweg. Gerade im Amateurbereich neigt man ab Herbst dazu, sich von Spiel zu Spiel zu hangeln und Löcher dort zu stopfen, wo sie entstehen. Dadurch gibt es aber immer wieder neue Löcher. Auch ich habe mich in der Sommerpause hinterfragt und festgestellt, dass ich mich während der Saison immer wieder vom geplanten Kurs habe abbringen lassen und anfing Löcher zu stopfen. Das fällt nicht zwangsläufig sofort ins Gewicht, stört aber jeglichen Entwicklungsprozess der Mannschaft. Hier will ich mich unbedingt verbessern.
Die Spielidee ist nun formuliert, die Säulen sind gebaut, die Schwerpunkte festgelegt. Jetzt gilt es, für die Inhalte die entsprechenden Übungsformen zu finden. Die Probleme im Amateurbereich sind dabei vielschichtig. Zum einen ist die Vorbereitungszeit kurz und die Anzahl der Einheiten pro Woche gering, zum anderen kann die Trainingsbeteiligung eine große Einschränkung bedeuten. Auch sorgen Urlaube und Abwesenheiten für unterschiedliche Fitnesszustände bei den Spielern. Daher ist es schier unmöglich, vorausschauend sämtliche Trainingseinheiten zu bauen. Stehen die Säulen und deren Schwerpunkte aber fest, kann man sich daran gut orientieren und entsprechende Übungen planen, wenn die Größe der Trainingsgruppe final definiert ist. Deshalb empfiehlt es sich, so viele Übungen wie möglich ins Repertoire aufzunehmen. Ich entwickele regelmäßig auch eigene Übungen, leite zum Beispiel auch Trainingsformen aus meiner Zeit im Eishockey ab oder schaue, wie ich Inhalte unter anderem aus dem American Football übernehmen kann. Das Lesen von Fachmedien wie der DFB-Fußballtraining ist sowieso ein Muss. Auch das Buch des Hamburger DFB-Stützpunkt-Koordinatiors Fabian Seeger „Spielnahes Fußballtraining“ ist empfehlenswert. All das bietet ein gutes Rüstzeug für die ganze Saison und schafft Abwechselung im Training.
Natürlich ist die Planung einer Vorbereitung von Trainer zu Trainer und Mannschaft zu Mannschaft unterschiedlich, aber ein gewisses Muster erleichtert die Umsetzung und gibt Team und Coach eine Orientierung, wohin die Reise gehen soll. Was mir persönlich an der Vorbereitung gefällt: ohne Ergebnisdruck sehr detailiert zu arbeiten. Auch von Spielerseite spürt man eine große Bereitschaft, sich sowohl körperlich zu quälen als auch neue Inhalte aufzunehmen. Also, auf gehts!