Im Grunde verlaufen erfolgreiche Phasen im Fußball, und vermutlich auch in den meisten anderen Mannschaftssportarten, meistens gleich. Am Beginn einer solchen Phase steht das Aha-Erlebnis. Eine bestimmte Spielidee wird umgesetzt und führt zur ersten Erträgen. Das kann direkt zu Beginn einer Saison passieren oder auch im Laufe einer Spielzeit.
Die Mannschaft spielt gut, auch wenn sich gegebenenfalls erste Ergebnisse erst langsam einstellen. Aus diesen positiven Resultaten wiederum ziehen die Spieler ihr Selbstvertrauen, das sich direkt auf die Leistung auswirkt. Abläufe funktionieren auf einmal automatisch, die Mannschaftsteile interagieren miteinander und die guten Ergebnisse wollen gar nicht enden.
Auf Wolke 7 schwebend scheinen die Spieler sportlich kaum einzufangen zu sein. Woche für Woche gewinnt die Mannschaft, die Stimmung im Training ist ausgelassen. Und plötzlich, ohne dass es an einem einzelnen Moment festzumachen ist, verändert sich etwas. Die eigene Erwartungshaltung steigt genauso wie die an seine Teamkollegen, was zu Desonanzen im Teamgefüge führen kann. Gleichzeitig reduziert sich unterbewusst das eigene Engagement auf dem Platz. Die Spieler machen nicht mehr jedem Weg, bieten sich nicht weiterhin durchgehend an, vernachlässigen das Nachrücken im Umschaltspiel. Nicht jeder. Nicht immer. Aber nach und nach läuft es auf dem Platz nicht mehr so wie noch kurz zuvor. Dieser Prozess ist schleichend.
Genau hier gabelt sich der Weg. Bin ich in der Lage, mich weiterhin zu hinterfragen, vor allem dann, wenn es richtig gut läuft? Habe ich das Herz, diese Dinge im Team anzusprechen? Kann ich mich selbst reflektieren, um mein Leistungsniveau zu halten und vor allem: wie hungrig bin ich wirklich nach Erfolg und Entwicklung? Das mag keine besondere Erkenntnis sein und auch nicht hochgradig neu, aber viele stellen sich diesen Themen nicht und kommen auch nicht weiter vorwärts.
Die Mannschaften, die Jahr für Jahr um Titel und Meisterschaften spielen, sind in diesen entscheidenden Phasen bereit, sich diese Fragen zu stellen und sie gewinnbringend zu beantworten. Nur wenn ich mich auf dem vermeintlichen Gipfel meines Schaffens stehend hinterfrage, bin ich in der Lage einen noch höheren zu erklimmen.
Das gilt natürlich nicht nur für Spieler, sondern vor allem auch für uns Trainer. Wir müssen Strömungen erkennen, und zwar bevor die Spieler sie wahrnehmen. Wir müssen Reizpunkte setzen und den schmalen Grat zwischen Eingespieltheit einer Mannschaft und leichter Rotation ausbalancieren. Es werden auch wieder Niederlagen kommen, so viel ist sicher. Doch wenn ich die Spannung als Mannschaft hochhalte und mir immer wieder hervorrufe, welche Aufgaben es auf dem Platz zu lösen gilt, dann wird mich diese Niederlage nicht aus der Bahn werfen – aber eben auch nur dann nicht. Gewinnen ist Arbeit, richtig viel Arbeit.