Ein persönlicher Saisonrückblick, ein Estrella und ganz viel Erleichterung

Während die Abendsonne Mallorcas auf mich nieder scheint und das dritte Estrella Galicia meine Kehle kühlt, komme ich endlich dazu, die vergangene Saison Revue passieren zu lassen. Am Ende überwiegt trotz insgesamt vieler Emotionen die Erleichterung. Die Erleichterung, nach vielen Jahren mal wieder etwas gewonnen zu haben, etwas in den Händen halten zu können, eine neue Erinnerung für die Mannschaft und sich selbst geschaffen zu haben.

Es sind nur noch wenige Minuten auf der Uhr. Das Herz pumpt im rasenden Tempo Blut durch den gesamten Körper. 2:1 ist der Spielstand, der Gegner schmeißt noch mal alles nach vorne, die Bälle fliegen in den Strafraum. Dann pfeift der sehr gute Schiedsrichter das Finale um den Heino-Gerstenberg-Pokal endlich ab. Ich renne aufs Feld, etwas wie ein Pferd im Galopp, für meine Verhältnisse schnell und doch gewohnt schlaksig. Ich laufe Richtung erster Jubeltraube. Es ist vollbracht. Für diese junge Mannschaft der erste gemeinsame Titel, für die scheidenden Alten, und die weiter machenden Älteren der erste Triumph seit neun Jahren. Ein unglaubliches Gefühl, das sich schnell mit dem Spielfilm von 16 gemeinsamen Jahren mit eben jenen scheidenden Weggefährten mischt. Als ich die beiden gefunden habe, laufen die Tränen, bei allen. Was für eine Reise. Dankbarkeit, Wehmut, Traurigkeit, Liebe folgen auf Glück, Erleichterung und Stolz. Was für eine Cocktail an unterschiedlichen Emotionen in nur wenigen Sekunden.

Endlich wieder eine normale Saison

Es war der Schlusspunkt einer intensiven Saison, der ersten „normalen“ nach einem Jahr reduzierter Staffel-Größe und zwei Jahren Corona-Abbrüchen. Eine Saison, die sich aber auch genau so angefühlt hat, wie sie sein sollte – normal. Jede Woche Wettkampf, kein zerstückelter Spielplan, keine ständigen Pausen. Immer weiter. Eine Saison, die mit dem in Summe bestmöglichen Ergebnis geendet ist.

In der Liga reichte es nach vielen Schwankungen in der Hinrunde und einer tollen Leistungs- und Ergebnissteigerung in der Rückserie zu Rang sechs. Besonders die Entwicklung innerhalb der zweiten Saisonhälfte hat mir gut gefallen. Nach großen Motivations- und Zeitproblemen in der Hinrunde habe ich mich selbst wieder fangen können, war wieder freier im Kopf, aufnahmefähiger für Inhalte. Ich denke, das hat sich ausgewirkt. Am Ende stinkt der Fisch immer vom Kopf (fünf Euro ins Phrasenschwein), und wenn der Trainer nicht am Limit agiert, tut es die Mannschaft auch nicht. Diesen Unterschied konnte man in dieser Saison sehr gut beobachten und es hat Spaß gemacht, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen, der sichtbar ertragreich war.

Erleichterung ist die Emotion der Saison

Platz sechs in der Liga, Triumph im Pokalwettbewerb – aber warum ist Erleichterung nun die Emotionen der Saison? Ganz einfach: Weil es auch für mich immer noch eine besondere Situation ist, auf der einen Seite das sich durch Nachwuchs verändernde Private mit dem Fußballaufwand zu vereinen und auf der anderen einen seit einiger Zeit andauernden Umbruch so zu begleiten, dass die Mannschaft zukunftsfähig und wertetreu bleibt. Gerade letzeres wird durch das Schaffen neuer, gemeinsamer Erinnerungen wie einen solchen Erfolg erheblich erleichtert. Dazu kommt der Titel-Hunger nach neun Jahren ohne Erfolg auf dem Papier. Da hilft am Ende auch keine Entwicklung oder sonst etwas. Man will auch mal wieder etwas gewinnen, besonders, wenn man schon einmal oder zweimal oder wie oft auch immer in den Genuss davon gekommen ist.

Und so ist es dieses Gefühl von Erleichterung mit einer Prise Stolz, das mich überkommt, als meine beiden alten Kapitäne den Pokal gen Hamburger Himmel strecken und die Jungen im Gleichklang mitgrölen, ganz viel Wehmut und Liebe, als ich meine alten Weggefährten vor ihren Familien verabschieden darf und reichlich Lust auf weitere solcher Momente, als alle gemeinsam in einer rauschenden Nacht dafür sorgen, dass dieser Tag auch ganz sicher für immer allen im Gedächtnis bleiben wird.

Wieder Lust auf mehr

Mittlerweile läuft das vierte Estrella Galicia meinen Schlund hinunter und die Sommerpause samt Urlaub entfaltet die gesamte Wirkung. Ich habe Lust auf mehr. Lust auf den Trainingsstart, Lust auf neue Ausrüstung, Lust auf die ersten Spiele, Lust auf meine Jungs und ganz viel neue solcher Momente, die einem eben nur der Fußball geben kann.

Danke an dieser Stelle an Heinsi, Andreas, Yannik und Lars, an Henning und Tobi, an meine Kickbase-Jungs, an Benedikt und an alle, die mir durch das aufgebaute Netzwerk immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Weiter gehts!

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