Warum fallen so viele Amateurfußballspiele aus?
Um ein Fußballspiel zu spielen, braucht eine Mannschaft elf Spieler. Wenn noch zwei, drei Spieler auf der Bank sitzen, umso besser. Doch in Zeiten, in denen ein Corona-Verdachtsfall ausreicht, um ein Pflichtspiel abzusagen, scheint das mit den elf plus drei Spielern irgendwie nicht mehr ganz richtig zu sein. Zumindest müssen einige Mannschaften einen so kleinen Kader haben, dass sie kaum elf Mann zusammenbekommen am Wochenende. Reihenweise fallen Spiele in diesem Jahr aus, nicht selten sind es immer dieselben Mannschaften, die ihre Ansetzungen wieder absetzen lassen. Und da stellt sich mir dann schon die Frage, ob sich alle Vereine ihrer Verantwortung für ein Mindestmaß an Gesundheitsschutz auf der einen, und für den sportlichen Wettbewerb auf der anderen Seite bewusst sind?
Mir fällt es schwer, meine Gedanken dazu zu sortieren. So, dass auch klar wird, worauf ich hinaus will. Richtig ist, dass es innerhalb eines Teams immer wieder Corona-Fälle gibt und geben wird. Das ist besonders in dieser Rückrunde so. Die Frage ist nun nur, wie man als Mannschaft damit umgeht. Meldet sich ein Spieler nach einem positiven Test, schaue ich doch erst einmal, ob er gegebenenfalls ansteckend in der Kabine saß. Wenn unwahrscheinlich, ist alles in Ordnung. Wenn möglich, lasse ich die anderen Spieler zwei, drei Tage in Folge einen Test machen. Da in der Kabine nahezu immer Maske getragen wird, ist das Übertragungsrisiko dann schon noch sehr gering.
Der sportlich faire Wettbewerb sollte über allem stehen
Das scheint aber bei vielen anderen Mannschaften anders zu sein. Zumindest finde ich Aussagen von Verantwortlichen schwierig, wenn es heißt, es haben sich wohl wieder viele untereinander in der Kabine angesteckt. Da scheint es dann auch keinerlei Schutzmaßnahmen zu geben. Natürlich wollen alle wieder lange in der Kabine sitzen und beim Duschen mal ein Bierchen zusammen trinken, aber eigentlich wollen wir doch in erster Linie diese Saison vernünftig zu Ende spielen, oder? Sollte das nicht über allem stehen? Ein sportlich fairer Wettbewerb ohne Verzerrungen?
Wenn schon einige Nachholspiele auf dem Plan stehen, muss man vielleicht etwas mehr darauf achten, dass es keinen Ausbruch in der Kabine gibt. Denn nur ein solcher Ausbruch legitimiert meiner Meinung nach auch eine Spielabsage. Wenn es innerhalb einer Mannschaft Corona-Fälle gibt, bei denen die Ansteckung im privaten Rahmen stattgefunden hat und die nicht aufs Team übertragen wurde, sollte man trotzdem versuchen zu spielen, auch wenn man nur elf Spieler hat. Natürlich gibt es immer Ausnahmefälle, in denen auch in solchen Situationen Absagen gerechtfertigt sind wie zum Beispiel, wenn von den elf verbliebenen Spielern einige zuvor noch zwei Wochen wegen einer Infektion pausieren mussten und das Gesundheitsrisiko dann einfach zu groß ist.
Spielermangel gab es immer schon
Am schlimmsten finde ich es aber, wenn sich der Verdacht erhärtet, man ließe wegen eines Falls Spiele ausfallen, weil aus anderen Gründen wichtige Spieler fehlen, also wenn Teams diese ohnehin nicht so glückliche Regel auch noch bewusst ausnutzen. Auch wenn ich bei abstiegsbedrohten oder sich im Aufstiegskampf befindenen Teams ein ganz bisschen Verständnis habe, müsste man auch in anderen Jahren mit Ausfällen wichtiger Stammkräfte zurechtkommen. Das gehört dann nun mal dazu. Jetzt könnte man sagen, dass bei mehreren Corona-Ausfällen ein sportlich fairer Wettbewerb ja auch nicht mehr gegeben wäre. Aber das Argument zieht nicht, weil ja auch Verletzungspech oder andere Krankheitswellen in den vergangenen Jahren kein Grund für eine Absage waren. Die Verbände haben eigentlich auch sauber in den Spielordnungen geregelt, wann es wegen Spielermangel Absagen geben darf.
Keine Verdachtsfallregel in der neuen Saison
Auch bei uns gibt es immer mal wieder Corona-Fälle, ein Spiel abgesagt habe ich deshalb noch nicht. Eine gute Kommunikation innerhalb des Teams, ein Verantwortungsgefühl bei Spielern und Funktionsteam sowie der Anspruch, am Wochenende eben jene elf plus drei Spieler auf den Spielberichtsbogen zu schreiben, gepaart mit dem letzten bisschen Gesundheitsschutz durch Maske in der Kabine machen es möglich. Das scheinen andere aber anders zu handhaben. Die Auswirkungen für den sportlichen Wettbewerb sind enorm. Das nervt! Lasst es uns gut zu Ende bringen! In der neuen Saison gibt es die Verdachtsfallregel dann immerhin nicht mehr. Ich bin gespannt, wie es dann laufen wird.