Wenn am Trainingstag das Handy vibriert – Der Kampf mit dem Kopf

Trainer im Amateurfußball haben mit wiederkehrenden Problemen zu kämpfen, die an einem nagen können wie der Biber an einem Stück Treibholz. Gewinnt die Mannschaft am Wochenende, scheinen diese Probleme wie weggeblasen. Geht ein Spiel verloren, kehren all die negativen Gedanken mit doppelter Wucht zurück. Stark sein und vorangehen versus Ihr-könnt-mich-alle-mal-Einstellung – ein Spagat.

„Hey Coach, ich habe gar nicht gewusst, dass wir am Freitagabend spielen. Ich kann da gar nicht.“ „Trainer, ich habe vergessen, dass ich heute Abend einen Termin habe. Komme nicht zum Training.“ „Moin Coach, ich habe spontan Urlaub gebucht und bin die nächsten zwei Wochen raus.“ „Hallo Trainer, der Oberschenkel zwickt, bin erst mal raus und melde mich, wenn es wieder geht.“

Absagen, die den stecker ziehen

Wir Amateurtrainer bekommen Trainingstag für Trainingstag Nachrichten, welche die Arbeit erschweren. Es gibt Phasen, in denen eine einzelne Nachricht keine besondere Wirkung auf den eigenen Gemütszustand hat. Doch es gibt eben auch jene Situationen, in denen sich diese Art von Absagen bündeln und den Kopf platzen lassen. Nicht nur, dass man auf diejenigen sauer ist, die erst gar nicht zum Arzt gehen, wenn der Oberschenkel zwickt, die nichts vom Spielplan der eigenen Mannschaft wissen oder die ihre Termine nicht im Griff haben. Kommen auf einmal mehrere solcher Absagen rein, ist es wie ein Stecker, der gezogen wird. Spannung, Vorfreude und Motivation entweichen. Pfffff. Wie ein Luftballon, den man nicht zuknoten kann und die ganze Luft verliert.

Gegen diese aufkommende Leere anzukämpfen, ist nicht immer leicht. Ich weiß, dass jeder für Absagen seine Gründe hat, dass jeder während der Saison in den Urlaub fahren darf, dass sich jeder mit seiner Partnerin zwecks Urlaubs- und Freizeitgestaltung abstimmen muss und dass Fußball nicht das Wichtigste ist.

Aber das ist bei uns Trainern ja nicht anders. Auch wir schauen manchmal vor dem Training aus dem Fenster, schauen in die Dunkelheit, Regentropfen klatschen gegen die Scheibe und das Thermometer zeigt nur 8 Grad an. Auch wir haben einen anstregenden Arbeitstag um die Ohren und mit zusätzlicher privater Belastung zu kämpfen. Auch wir tänzeln auf dem schmalen Grad zwischen Fußball und Privatleben – und doch kommen wir immer wieder zu dem Schluss, dass sich der Aufwand lohnt, dass wir uns gerne draußen auf den nassen Platz stellen und für einen Moment lang alles andere hinten an stellen. Das machen wir nicht nur, weil es uns Spaß macht, sondern weil die ganze Gruppe immer im Vordergrund steht.

Auch Spieler müssen die Gruppe im blick haben

Die Ihr-könnt-mich-alle-mal-Einstellung ist nämlich keine Option. Das sollte sie für Spieler auch nicht sein. Als Trainer haben wir die Verantwortung für die ganze Mannschaft, aber auch jeder Spieler sollte bereit sein, für das Kollektiv diese Last zu tragen.

Denn jede Absage hat Auswirkung auf die Gruppe. Im Training gibt es Einschränkungen. Im Spiel muss die Startaufstellung ständig gewechselt werden. Teilweise nehmen auf der Bank kaum richtig fitte Spieler Platz, was wiederum die Wechseloptionen während einer Partie beeinträchtigt.

Liebe Spieler, checkt den Spielplan Wochen im voraus. Legt eure einwöchigen Urlaube vielleicht so, dass ihr nur ein und nicht gleich zwei Spiele verpasst. Geht zum Arzt, wenn es zwickt und wartet nicht erst drei Wochen. Denkt bei jeder vermeidbaren Absage auch an die Gruppe. Ihr helft damit eurer Mannschaft. Wir Trainer werden trotzdem weiterhin damit klarkommen – meistens jedenfalls.

Der Herbst ist da – ein kleiner Abgesang

Als Trainer gibt es nichts Besseres als die warme Jahreszeit. Am Wochenende gibt es während der Spiele für Gesicht und Arme wertvolle Sonne und unter der Woche im Training kann entspannter gearbeitet werden. Die Absagen halten sich eher in Grenzen und insgesamt macht doch alles mehr Spaß, wenn es nicht bei 10 Grad regnet ohne Ende. Nicht falsch verstehen: Fußball macht zu jeder Jahreszeit Spaß und das wird sich auch nicht ändern. Doch wenn man gerade von einem 90-minütigen Dauerregenspiel durchnässt und halb erfroren nach Hause kommt, ist die Lust auf grau, dunkel und nass nur bedingt ausgeprägt. Ein kleiner Abgesang auf den Herbst – mit Augenzwinkern.

Das Training

So ab Mitte April bis Anfang September bleibt das Flutlicht aus, beziehungsweise muss erst am Ende eingeschaltet werden. Der Körper reagiert auf das viele Tageslicht mit mehr Energie und selbst wenn es im Sommer mal drückend heiß ist, liegt der Fußballplatz meist schon im Schatten. Ungeachtet dessen verändert sich auch die Trainingsarbeit, wenn der Herbst Einkehr erhält. Taktische Inhalte mit vielen Erklärungen und damit einhergehenden Pausen müssen reduziert werden, damit die Spieler nicht auskühlen. Auch Unterbrechungen während der einzelnen Übungen zwecks Korrektur sind nicht mehr in der Form möglich wie an wärmeren Tagen. Die ganze Trainingseinheit muss so gestaltet sein, dass alle Spieler durchgehend in Bewegung bleiben. Das kann in der Planung eingrenzend sein.

Das Spiel

Schon nach dem Aufwärmen ist die Kleidung komplett durchnässt. Jeder der schon einmal in nassen Klamotten bei niedrigen Temperaturen draußen war, weiß, dass sich daraufhin die gesamte Körperhaltung verändert. Die Brust geht zurück, die Schultern krümmen sich nach vorn. Hier brauchen Spieler eine extra Portion Motivation, um gegen die Witterungsverhältnisse anzugehen. Während die Partie läuft, bringen sich die Spieler automatisch auf Betriebstemperatur. Doch durch Regen rutschiger, im Winter durch Frost oft glatter Kunstrasen können aber das Spiel beeinflussen. Für uns Trainer wird es ebenfalls manchmal ungemütlich. Ich bin ehrlich: bei durchgehendem Regen und 5 bis 10 Grad an der Seitenlinie zu stehen, ist nicht das allerbeste Gefühl. Hier erinnert man sich gern die Samstagvormittage in der prallen Sonne. Immerhin ein bisschen Farbe für den weißen Käsekörper.

Die Spieler

Es ist quasi ungeschriebenes Gesetz, wenn ab Herbstanfang die Anzahl der Trainingsabsagen steigt. Jeder weiß auch warum. Beim Blick durch das Fenster im Büro ins tiefste Grau ist einem nicht immer nach Sport im Freien. Doch während man sich als Trainer immer wieder motivieren kann, eine gute Einheit zu planen und durchzuführen, lässt bei vielen Spielern der Widerstand nach.

Wenn die Emotionen überkochen

Es gibt sie immer wieder, diese Momente, in denen man sich an der Seitenlinie verliert. Ich bin ein emotionaler Mensch, aber auch jemand, der über sich nachdenken kann. Ich mag mich manchmal nicht und doch weiß ich, dass es in besonders emotionalen Momenten nicht anders geht. Jetzt musste eine Wasserflasche dran glauben.

Am vergangenen Wochenende habe ich meiner Mannschaft dabei zugesehen, wie sie alles, wirklich alles von dem umgesetzt hat, was wir in den langen Wochen zuvor erarbeitet haben – und das gegen einen starken Gegner. Hatten wir sonst gegen spielerisch gute Gegner unsere Probleme, selbst auch mal mutig mit dem Ball zu spielen, zeigen sich nach und nach erste Auswirkungen der Umstellung unserer Idee. Einzig das Toreschießen wollte an diesem Wochenende nicht klappen. Allerbeste Gelegenheiten wurden ausgelassen und als I-Tüpfelchen senkte sich kurz vor dem Halbzeitpfiff auch noch ein Sonntagsschuss über unseren Torwart hinweg ins Netz. 0:1. In dem Moment entlud sich der gesamte Frust und die Enttäuschung darüber, dass sich meine Mannschaft für den sehr hohen Aufwand und die vielen gelungenen Aktionen nicht belohnt hatte und dann auch noch bestraft wurde. Ich schrie und ich trat nach einer armen, kleinen Wasserflasche, die für meinen Zustand eigentlich nichts konnte. Ich bin schon lange Trainer, bin seit jeher emotional und manchmal kocht das Wasser im Topf einfach über. Wer mit Leidenschaft dabei ist, kann das verstehen. Das erwarte ich aber nicht von jedem – ich schaffe es ja selbst nicht immer.

Doch diese situativen Explosionen haben etwas Gutes. Bevor ich in der Kabine zur Mannschaft spreche, komme ich runter und sorge damit für eine innere Balance. So bin ich in der Lage, die richtigen Worte im richtigen Ton an die Spieler zu richten, ihnen zu sagen, dass ich sehr zufrieden mit der Art und Weise bin, wie wir spielen und das, wenn wir so weitermachen, auch das Ergebnis passen wird. Dass es am Ende trotzdem nur zu einem 1:1 gereicht hatte, kann ich verkraften. Der Flasche und der Tatsache, dass die Mannschaft entscheidende Schritte nach vorne macht, sei Dank. Die Ergebnisse stellen sich auch bald ein.

Der erste Sieg und die beseitigten Zweifel

Es sind die vielen Fragezeichen, die in einem für Unruhe sorgen. Was machen wir oder was mache ich falsch? Sind wir vielleicht doch nicht so gut, wie wir es zu sein glauben oder fehlt vielleicht sogar etwas ganz Anderes, um Spiele zu gewinnen? Diese Gedanken werden intensiver, umso länger der erste Sieg in einer Saison auf sich warten lässt. Klar, Motivationscoaches würden hier von einem falschen Mindset sprechen, aber es sind ja auch nur Gedanken, die ich als Trainer habe, wenn ich mich in schwachen Augenblicken beim Nachdenklichsein erwische. Ist der Sieg endlich da, sind diese Gedanken auch schnell wieder passé. Jetzt war es endlich soweit.

Das furchtbare an einem Saisonstart ist der fehlende Vergleichswert. Es gibt kein letztes Spiel, an das man anknüpfen oder das man zur Analyse nutzen kann. Es gibt nichts. Wenn der erste Saisonsieg auf sich warten lässt, wird dieses Nichts immer größer und der Glaube an die eigenen Stärken kann ins Wanken geraten. Ich bin nur ehrlich. Wem geht das nicht so – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Doch genau dieser Moment der Schwäche sorgt immer wieder auch für den Antrieb, für die Motivation, es besser machen zu wollen. Daraus entsteht ein Plan, aus welchem wiederum Erfolg entstehen kann.

Für mich persönlich ist das Fundament eine gute Vorbereitung. Bereite ich mich gut vor, bereite ich auch mein Team gut vor. Das gibt beiden Sicherheit. Kenne ich den Gegner besser, kann ich meine Mannschaft auch besser auf ihn einstellen. Die Maßnahmen für das Spiel führen zu Maßnahmen für das Training in der Woche vor dem Spiel. Tritt der Gegner schließlich wie erwartet auf, glauben auch die Spieler an den Plan und halten an ihm fest, auch wenn er nicht im ersten Moment Ertrag bringt. Spieler- und trainerseitige Stringenz und Disziplin bei der Umsetzung des Plans sind dabei unabdingbar.

Der Ertrag sind dann eben nicht nur drei Punkte, sondern das Wissen um die beseitigten Zweifel, die Wiederkehr des Glaubens an die eigene Stärke, das aufkommende Selbstvertrauen und das liebliche Gefühl mit seiner Mannschaft ein Spiel gewonnen zu haben. Letzteres ist im Leben einzigartig. Es mögen weitere Siege folgen, zweifellos.

Neues Trainingsmaterial – Tops und Flops

Trainingsmaterialien

In der Sommerpause habe ich auf dem Transfermarkt zugeschlagen – aber nicht auf dem für Spieler, sondern für Trainingsmaterialien. Seinen Fundus an Möglichkeiten zu erweitern, ist für mich als Trainer unabdingbar. Ausprobieren macht Spaß, auch wenn vielleicht nicht jede neue Errungenschaft das A und O sein muss. Ich habe euch einen kleinen Testbericht zusammengestellt.

Battle Rope

Auf das Battle Rope hatte ich mich am meisten gefreut. Je nach Seillänge bekommt ihr dieses Tool zwischen 40 und 70 Euro. Ich habe mich für die 9m-Variante entschieden und lag so bei rund 50 Euro. Das Battle Rope ist natürlich überwiegend für individuelles Kraft- und Ausdauertraining geeignet, aber durch seine intensiven Übungen optimal für einen Zirkel mit der ganzen Mannschaft nutzbar. Ich habe es in der Vorbereitungsphase entsprechend in einen Zirkel integriert. So war das Seil eine von zehn Übungen mit jeweils 60 Sekunden Belastung. Belastungsphasen wechseln sich immer mit gleichlangen Pausen ab. So habt ihr in 20 Minuten einen intensiven Zirkel mit abwechslungsreichen Kraft- und Ausdauerübungen. Das Battle Rope könnt ihr ganz einfach um einen Flutlichtmast, ein Geländer oder auch einen Torpfosten legen, damit der Spieler beide Ende in den Händen halten kann. Wichtig ist es, auf die richtige Körperhaltung zu achten. Rumpf und Oberkörper sollten bei leichter Kniebeugung eine gerade Linie bilden. Die Arme machen die Arbeit, nicht der Oberkörper. Fazit: Das Battle Rope ist dafür, dass es nur unregelmäßig im Training genutzt werden kann, eine teure Anschaffung. Es macht aber Spaß und erfüllt seinen Zweck. Außerdem sorgt es in jedem Zirkel für Abwechselung. Note 2

Kegel mit Zahlen

Von den Kegeln mit Zahlen habe ich mir ebenfalls sehr viel versprochen, weil sie Möglichkeiten beim kognitiven Training bieten. Sie sind vielseitig einsetzbar in Parcours, bei der Koordination und auch bei Schnelligkeitsübungen. Optimal eignen sie sich natürlich für das Einzeltraining. Wechselnd angesagte Zahlenkombinationen, ob Ziffern oder Gerade/Ungerade, fördern beim Durchführen einer Übung die Konzentration und die Handlungsschnelligkeit. Zu kaufen gibt es die Kegel mit Zahlen als Set oder die Folien zum Bekleben einzeln. Ihr könnt auch unterschiedliche Kegelfarben kombinieren. Dadurch entstehen weitere Variationen. Fazit: Ich kann dieses Trainingstool nur empfehlen, weil es günstig und leicht zu integrieren ist. Ihr bekommt für euer kognitives Training viele Optionen dazu. Note 1

Koordinationskreuz

Dieser kleine Helfer überzeugt nicht nur im Preis-Leistungsverhältnis, sondern auch durch seine Möglichkeiten im Training. Die vier verschiedenen Sprossenfarben erhöhen die Variationen. Aktuell integriere ich das Koordinationskreuz ins Koordinations- und Agility-Training und es erfüllt seinen Zweck. Fazit: Es ist sicherlich kein must-have aber erweitert sinnvoll das Trainingspektrum. Note 2

Hochklappbare Koordinationsleiter

Das ist sicherlich der einzige Fehleinkauf dieses Sommers. Von der hochklappbaren Koordinationsleiter hatte ich mir vieles versprochen, halten kann sie nur wenig. Zum einen sind die Klappmechanismen äußerst starr und lösen sich bei leichtem Kontakt, zum anderen rutscht die Leiter aufgeklappt immer wieder auseinander. Das größte Negativpunkt ist aber der zu geringe Zwischenraum zwischen den Sprossen. Ich kann mich quasi nur seitich durch die Leiter bewegen, ohne ständig auf die Sprossen zu treten, vorwärts ist beinahe unmöglich bei normal großen Schuhen. Fazit: Es gibt in meinen Augen fast keinen Mehrwert gegenüber einer normalen Koordinationsleiter, dazu kommen die Mängel in der Konstruktion. Note 5

Neben Battle Rope, Kegeln mit Zahlen, Koordinationskreuz und hochklappbarer Koordinationsleiter habe ich mir auch endlich ein paar vernünftige Springseile gekauft und stabile Füße für die Trainingsstangen. Diese Material-Transfers finde ich aber zu gewöhnlich, um sie hier auszuführen.

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