Wenn die Emotionen überkochen

Es gibt sie immer wieder, diese Momente, in denen man sich an der Seitenlinie verliert. Ich bin ein emotionaler Mensch, aber auch jemand, der über sich nachdenken kann. Ich mag mich manchmal nicht und doch weiß ich, dass es in besonders emotionalen Momenten nicht anders geht. Jetzt musste eine Wasserflasche dran glauben.

Am vergangenen Wochenende habe ich meiner Mannschaft dabei zugesehen, wie sie alles, wirklich alles von dem umgesetzt hat, was wir in den langen Wochen zuvor erarbeitet haben – und das gegen einen starken Gegner. Hatten wir sonst gegen spielerisch gute Gegner unsere Probleme, selbst auch mal mutig mit dem Ball zu spielen, zeigen sich nach und nach erste Auswirkungen der Umstellung unserer Idee. Einzig das Toreschießen wollte an diesem Wochenende nicht klappen. Allerbeste Gelegenheiten wurden ausgelassen und als I-Tüpfelchen senkte sich kurz vor dem Halbzeitpfiff auch noch ein Sonntagsschuss über unseren Torwart hinweg ins Netz. 0:1. In dem Moment entlud sich der gesamte Frust und die Enttäuschung darüber, dass sich meine Mannschaft für den sehr hohen Aufwand und die vielen gelungenen Aktionen nicht belohnt hatte und dann auch noch bestraft wurde. Ich schrie und ich trat nach einer armen, kleinen Wasserflasche, die für meinen Zustand eigentlich nichts konnte. Ich bin schon lange Trainer, bin seit jeher emotional und manchmal kocht das Wasser im Topf einfach über. Wer mit Leidenschaft dabei ist, kann das verstehen. Das erwarte ich aber nicht von jedem – ich schaffe es ja selbst nicht immer.

Doch diese situativen Explosionen haben etwas Gutes. Bevor ich in der Kabine zur Mannschaft spreche, komme ich runter und sorge damit für eine innere Balance. So bin ich in der Lage, die richtigen Worte im richtigen Ton an die Spieler zu richten, ihnen zu sagen, dass ich sehr zufrieden mit der Art und Weise bin, wie wir spielen und das, wenn wir so weitermachen, auch das Ergebnis passen wird. Dass es am Ende trotzdem nur zu einem 1:1 gereicht hatte, kann ich verkraften. Der Flasche und der Tatsache, dass die Mannschaft entscheidende Schritte nach vorne macht, sei Dank. Die Ergebnisse stellen sich auch bald ein.

Der erste Sieg und die beseitigten Zweifel

Es sind die vielen Fragezeichen, die in einem für Unruhe sorgen. Was machen wir oder was mache ich falsch? Sind wir vielleicht doch nicht so gut, wie wir es zu sein glauben oder fehlt vielleicht sogar etwas ganz Anderes, um Spiele zu gewinnen? Diese Gedanken werden intensiver, umso länger der erste Sieg in einer Saison auf sich warten lässt. Klar, Motivationscoaches würden hier von einem falschen Mindset sprechen, aber es sind ja auch nur Gedanken, die ich als Trainer habe, wenn ich mich in schwachen Augenblicken beim Nachdenklichsein erwische. Ist der Sieg endlich da, sind diese Gedanken auch schnell wieder passé. Jetzt war es endlich soweit.

Das furchtbare an einem Saisonstart ist der fehlende Vergleichswert. Es gibt kein letztes Spiel, an das man anknüpfen oder das man zur Analyse nutzen kann. Es gibt nichts. Wenn der erste Saisonsieg auf sich warten lässt, wird dieses Nichts immer größer und der Glaube an die eigenen Stärken kann ins Wanken geraten. Ich bin nur ehrlich. Wem geht das nicht so – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Doch genau dieser Moment der Schwäche sorgt immer wieder auch für den Antrieb, für die Motivation, es besser machen zu wollen. Daraus entsteht ein Plan, aus welchem wiederum Erfolg entstehen kann.

Für mich persönlich ist das Fundament eine gute Vorbereitung. Bereite ich mich gut vor, bereite ich auch mein Team gut vor. Das gibt beiden Sicherheit. Kenne ich den Gegner besser, kann ich meine Mannschaft auch besser auf ihn einstellen. Die Maßnahmen für das Spiel führen zu Maßnahmen für das Training in der Woche vor dem Spiel. Tritt der Gegner schließlich wie erwartet auf, glauben auch die Spieler an den Plan und halten an ihm fest, auch wenn er nicht im ersten Moment Ertrag bringt. Spieler- und trainerseitige Stringenz und Disziplin bei der Umsetzung des Plans sind dabei unabdingbar.

Der Ertrag sind dann eben nicht nur drei Punkte, sondern das Wissen um die beseitigten Zweifel, die Wiederkehr des Glaubens an die eigene Stärke, das aufkommende Selbstvertrauen und das liebliche Gefühl mit seiner Mannschaft ein Spiel gewonnen zu haben. Letzteres ist im Leben einzigartig. Es mögen weitere Siege folgen, zweifellos.

Neues Trainingsmaterial – Tops und Flops

Trainingsmaterialien

In der Sommerpause habe ich auf dem Transfermarkt zugeschlagen – aber nicht auf dem für Spieler, sondern für Trainingsmaterialien. Seinen Fundus an Möglichkeiten zu erweitern, ist für mich als Trainer unabdingbar. Ausprobieren macht Spaß, auch wenn vielleicht nicht jede neue Errungenschaft das A und O sein muss. Ich habe euch einen kleinen Testbericht zusammengestellt.

Battle Rope

Auf das Battle Rope hatte ich mich am meisten gefreut. Je nach Seillänge bekommt ihr dieses Tool zwischen 40 und 70 Euro. Ich habe mich für die 9m-Variante entschieden und lag so bei rund 50 Euro. Das Battle Rope ist natürlich überwiegend für individuelles Kraft- und Ausdauertraining geeignet, aber durch seine intensiven Übungen optimal für einen Zirkel mit der ganzen Mannschaft nutzbar. Ich habe es in der Vorbereitungsphase entsprechend in einen Zirkel integriert. So war das Seil eine von zehn Übungen mit jeweils 60 Sekunden Belastung. Belastungsphasen wechseln sich immer mit gleichlangen Pausen ab. So habt ihr in 20 Minuten einen intensiven Zirkel mit abwechslungsreichen Kraft- und Ausdauerübungen. Das Battle Rope könnt ihr ganz einfach um einen Flutlichtmast, ein Geländer oder auch einen Torpfosten legen, damit der Spieler beide Ende in den Händen halten kann. Wichtig ist es, auf die richtige Körperhaltung zu achten. Rumpf und Oberkörper sollten bei leichter Kniebeugung eine gerade Linie bilden. Die Arme machen die Arbeit, nicht der Oberkörper. Fazit: Das Battle Rope ist dafür, dass es nur unregelmäßig im Training genutzt werden kann, eine teure Anschaffung. Es macht aber Spaß und erfüllt seinen Zweck. Außerdem sorgt es in jedem Zirkel für Abwechselung. Note 2

Kegel mit Zahlen

Von den Kegeln mit Zahlen habe ich mir ebenfalls sehr viel versprochen, weil sie Möglichkeiten beim kognitiven Training bieten. Sie sind vielseitig einsetzbar in Parcours, bei der Koordination und auch bei Schnelligkeitsübungen. Optimal eignen sie sich natürlich für das Einzeltraining. Wechselnd angesagte Zahlenkombinationen, ob Ziffern oder Gerade/Ungerade, fördern beim Durchführen einer Übung die Konzentration und die Handlungsschnelligkeit. Zu kaufen gibt es die Kegel mit Zahlen als Set oder die Folien zum Bekleben einzeln. Ihr könnt auch unterschiedliche Kegelfarben kombinieren. Dadurch entstehen weitere Variationen. Fazit: Ich kann dieses Trainingstool nur empfehlen, weil es günstig und leicht zu integrieren ist. Ihr bekommt für euer kognitives Training viele Optionen dazu. Note 1

Koordinationskreuz

Dieser kleine Helfer überzeugt nicht nur im Preis-Leistungsverhältnis, sondern auch durch seine Möglichkeiten im Training. Die vier verschiedenen Sprossenfarben erhöhen die Variationen. Aktuell integriere ich das Koordinationskreuz ins Koordinations- und Agility-Training und es erfüllt seinen Zweck. Fazit: Es ist sicherlich kein must-have aber erweitert sinnvoll das Trainingspektrum. Note 2

Hochklappbare Koordinationsleiter

Das ist sicherlich der einzige Fehleinkauf dieses Sommers. Von der hochklappbaren Koordinationsleiter hatte ich mir vieles versprochen, halten kann sie nur wenig. Zum einen sind die Klappmechanismen äußerst starr und lösen sich bei leichtem Kontakt, zum anderen rutscht die Leiter aufgeklappt immer wieder auseinander. Das größte Negativpunkt ist aber der zu geringe Zwischenraum zwischen den Sprossen. Ich kann mich quasi nur seitich durch die Leiter bewegen, ohne ständig auf die Sprossen zu treten, vorwärts ist beinahe unmöglich bei normal großen Schuhen. Fazit: Es gibt in meinen Augen fast keinen Mehrwert gegenüber einer normalen Koordinationsleiter, dazu kommen die Mängel in der Konstruktion. Note 5

Neben Battle Rope, Kegeln mit Zahlen, Koordinationskreuz und hochklappbarer Koordinationsleiter habe ich mir auch endlich ein paar vernünftige Springseile gekauft und stabile Füße für die Trainingsstangen. Diese Material-Transfers finde ich aber zu gewöhnlich, um sie hier auszuführen.

Schlaflos vor dem Saisonstart

Ich drehe mich von der linken auf die rechte Seite und wieder zurück. Schon leicht genervt wiederholt sich das mehrmals in der Nacht. Sind die Standards gut vorbereitet? Wollen wir wirklich Mittelfeldpressing spielen oder doch lieber etwas höher angreifen? Was ist, wenn wir das erste Spiel wieder nicht gewinnen? Unzählige Fragen spuken durch den Kopf. Es geht wieder los. Die Saison beginnt.

Ich bin jetzt schon so viele Jahre Trainer, es ist das sechste in der dritthöchsten Amateurklasse Hamburgs, das 13. im Herrenbereich und das 15. insgesamt. Man mag mir Verbissenheit vorwerfen, wenn sich meine Gedanken mal wieder nur um Fußball drehen, aber es ist eben nicht nur Fußball. Es ist so viel mehr. Dieses Spiel beeinflusst die eigene Stimmung für eine Woche, auf eine besonders intensive Art und Weise in den ersten Tagen nach einem Spiel. Vor dem Saisonstart gibt es keine Partien, an denen man sich orientieren kann. Auf Niederlagen und Siege, vielleicht sogar in Serie, kann man reagieren. Am Saisonstart gibt es nur die Ungewissheit. Wo stehen wir eigentlich? Die Gegner haben sich verändert. Es sind nicht nur neue hinzugekommen, alte Rivalen haben neue Spieler im Kader aufgenommen, neue Ideen entwickelt.

Es sind aber nicht nur diese offenen Fragen, die mir jedes Jahr den Schlaf vor dem ersten Spieltag rauben. Es ist vor allem auch die Vorfreude, sogar etwas Aufregung. Alle Dinge, auf die ich mich im Leben freue, lassen meinen Schlaf schrumpfen. Ich liege eben nicht nur fragend im Bett, sondern auch grinsend. So entspannt eine Vorbereitungsphase sein kann, ganz ohne Ergebnisse, so wenig emotional ist sie. Und es ist eben genau jene Emotionalität, die in mir dieses lebendige Gefühl verursacht. Wenn man an der Seitenlinie steht und man merkt, wie sehr das eigene Herz aus der Brust springt, ist das aus medizinischer Sicht zwar nicht besonders förderlich, aber dieses Adrenalin fühlt sich einfach unfassbar gut an.

Jetzt bleibt mir nichts mehr anderes übrig, als dieses erste Spiel so gut wie möglich vorzubereiten, auf einen halbwegs gesunden Schlaf zu hoffen und meiner Mannschaft am Spieltag alles an die Hand zu geben, was sie braucht, um als Einheit maximal erfolgreich zu sein. Oh, du schöner Amateurfußball, wie nichtig und wie bedeutend du doch gleichzeitig bist – und das auch im 13. Jahr.

Eren Sen: „Ich will für meine Spieler da sein“

U15 Coach Eren Sen
Wie der Ex-profi und neu-Trainer seinen Spielern Werte und Inhalte vermittelt, warum Thomas Doll ein vorbild für ihn ist und wieso er in der schweiz nicht aufs tor schießen durfte

Der Weg auf die Trainerbank ist immer hochgradig persönlich und individuell. Jeder Coach hat seine eigene Geschichte, wie er sein Leben im Trainingsanzug beginnt. Bei Eren Sen ist dieser Moment noch nicht allzu lange her. Es war ein Knorpelschaden, der den Ex-Profi buchstäblich in die Knie zwang. Insgesamt vier Operationen am sensiblen Gelenk musste der ehemalige HSV-Spieler über sich ergehen lassen. Eine davon führte sogar dazu, dass er seine Prüfung zur B-Lizenz erst ein Jahr später als geplant absolvieren konnte.

Der erste Gedanke an eine Laufbahn als Trainer kam Eren Sen nach seiner zweiten Operation im Juni 2015. „Mir war klar, dass ich unbedingt weiter im Fußball arbeiten will und dass der Trainerjob zu mir passt. Ich mag es, meine Erfahrungen weiterzugeben“, erzählt der heute 34-Jährige. Und Erfahrungen hat der ehemalige DFB-Juniorennationalspieler zahlreiche gesammelt. Beim HSV fing alles an, ehe Sen in der Schweiz beim FC Thun sogar Champions League spielte. Es folgten weitere Stationen in der 1. und 2. türkischen Liga, ein Gastspiel in Magdeburg und ein Aufenthalt im Iran.

Ein Gespräch mit seinem ehemaligen Auswahltrainer beim Hamburger Fußball-Verband, Uwe Jahn, überzeugte ihn schließlich davon, mit dem Trainerlehrgang zur B-Lizenz ein neues Kapitel aufzuschlagen. Zu diesem Schritt entschloss sich der gebürtige Harburger, obwohl er als Ex-Profi mit der Elite-Lizenz hätte starten können. „Ich wollte alles mitnehmen und maximal viel Wissen aufsaugen“, erklärt Sen seine Entschiedung. Der Plan ging auf. Trotz operationsbedingter Unterbrechung des Lehrgangs machte er seinen B-Schein, hospitierte im Anschluss unter anderem beim HSV und ist seit etwas mehr als einem halben Jahr in der Nachwuchsabteilung des Niendorfer TSV aktiv. Zur neuen Saison leitet er dort die Geschicke der U15, die in der C-Regionalliga, Deutschlands höchster Spielklasse in diesem Alter, spielt.

Es ist eben auch die Arbeit mit Talenten, die Eren Sen am Trainerjob reizt. „In jungen Jahren sind Spieler formbar, wissbegierig und interessiert“, so der Coach, der gerne offensiv spielen lässt. „Den Jungs Lösungen bei Ballbesitz zu vermitteln, ist dabei eine größere Herausforderung, als das Spiel gegen den Ball zu trainieren“, sagt Sen und steht damit sicherlich nicht alleine da. Doch Herausforderungen reizen den Deutsch-Türken. 4-2-3-1 oder auch mal ein 4-3-3 sind seine Lieblingsformationen, beide darauf ausgelegt, die Gegner früh unter Druck zu setzen und bei eigenem Ballbesitz vor unlösbare Aufgaben zu stellen.

Seine Inhalte vermittelt Sen auf Augenhöhe mit seinen Spielern. „Natürlich spielt gegenseitiger Respekt eine wichtige Rolle in der täglichen Arbeit. Ich will aber auch, dass meine Spieler wissen, dass sie jederzeit zu mir kommen können. Ich bin für meine Jungs da, fordere auf der anderen Seite aber auch eine große Bereitschaft ein, alles für die Mannschaft einzubringen.“

Werte wie Respekt zu vermitteln, hat für Eren Sen trotz aller fußballspezifischen Inhalte höchste Priorität. Besonders auch Jugendlichen, die aus komplexeren Familienverhältnissen kommen, will er helfend zur Seite stehen. „Nicht jeder hat das Privileg, von Zuhause alles vermittelt zu bekommen, was für das alltägliche Leben wichtig ist. Wir Trainer sind immer auch als Pädagogen gefordert und häufig einer der ersten Ansprechpartner“, weiß Sen um seine Verantwortung. Um dieser auch stetig gerecht werden zu können, kann der ehemalige Angreifer auf bewegte Profijahre zurückgreifen. In seiner Zeit in Deutschland, der Schweiz, der Türkei und dem Iran hat er wertvolle Erfahrungen gesammelt, die ihn nicht nur als Spieler formten, sondern auch sein heutiges Trainerbild prägen.

Beim HSV arbeitete Sen unter den Übungsleitern Kurt Jara, Klaus Toppmöller und Thomas Doll. Gerade letzterer ist ihm noch heute ein Vorbild. „Thomas Doll hat immer eine positive Energie ausgestrahlt und ist sehr selbstbewusst und offen aufgetreten“, so Sen, der sich davon auch etwas abgeschaut hat. Es gibt kaum einen Moment, in dem der junge Trainer nicht lächelt und zuvorkommend ist. Das spüren auch seine Spieler. Es war aber nicht nur Thomas Dolls Auftreten, sondern unter anderem auch zahlreiche Passübungen des Bundesliga-Trainers, die Sen in seine Trainerarbeit übertragen hat.

In seiner Zeit beim FC Thun erfuhr er dann, was richtig hartes Training bedeutet. „Wir sind häufig die Berge rauf unter runter gelaufen.“ Der Fokus lag auf der Physis. Torschusstraining zum Beispiel kam oft zu kurz, wie Eren Sen sich mit einem Schmunzeln erinnert: „Unser Trainer Urs Schönenberger hat immer gesagt: ,Wisst ihr, wie beim Schießen die Fasern reißen?‘ Das werde ich nie vergessen.“ Doch nicht nur fehlendes Schusstraining ist aus seiner Schweizer Zeit hängengeblieben: „Beim FC Thun habe ich erfahren, was Zusammenhalt bedeutet. Als so kleiner Verein in der Champions League zu spielen, ist nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen.“

Diese Form von Zusammenhalt vermittelt Sen auch heute seinen Spielern. Was ihn nämlich so richtig auf die Palme bringt, sind Jungs, die ihre Teamkollegen im Stich lassen. „Das kann schon eine kurzfristige Absage drei Minuten vor Trainingsbeginn sein. Jeder Spieler hat eine Verantwortung gegenüber seiner Mannschaft.“ Schließlich ist ein jedes Training minuziös geplant. Abwechslungsreich muss es sein, eine gute Mischung aus technischen, taktischen und ahtletischen Komponenten. Sen, selbst noch vier Mal die Woche im Fitnessstudio, legt viel Wert auf einen guten körperlichen Zustand seiner Spieler. Deshalb finden auch isolierte Ausdauerübungen in seiner Trainingsplanung Berücksichtigung. „Da kann sich keiner verstecken.“ Eine gesunde Ernährung gehört für Sen ebenfalls dazu. Statt McDonald’s gibt es bei Auswärtsfahrten Pasta beim Italiener.

Nach Niederlagen hilft aber auch die beste Pasta nicht. Zwei Tage benötigt Coach Sen, um ein verlorenes Spiel in seinem Kopf vollends zu verarbeiten. An Schlaf ist am ersten Abend nicht zu denken. „Manchmal brauche ich eine Schlaftablette.“ Seine Akribie treibt ihn an und seine Verlobte auch mal in den Wahnsinn. „Ist doch nur ein Spiel“, sagt sie, wenn es ihr Lebensgefährte mit seinem Ehrgeiz vermeintlich zu weit treibt.

Doch genau dieser hat ihn immer nach vorne gepeitscht – ob als Teenie aus Harburg, der es beim HSV packen wollte, als Profi in der Schweiz, der in der Champions League auflief oder als vierfach operierter Ex-Kicker, der in seinem Leben ein neues Kapitel als Trainer aufschlug. Geschrieben sind in diesem Kapitel erst die ersten paar Zeilen. Zahlreiche Geschichten sollen hinzukommen. Irgendwann will Eren Sen darüber berichten, wie er es auch als Trainer in den Profifußball geschafft hat. Sein Leben im Trainingsanzug hat begonnen.

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