Schlaflos vor dem Saisonstart

Ich drehe mich von der linken auf die rechte Seite und wieder zurück. Schon leicht genervt wiederholt sich das mehrmals in der Nacht. Sind die Standards gut vorbereitet? Wollen wir wirklich Mittelfeldpressing spielen oder doch lieber etwas höher angreifen? Was ist, wenn wir das erste Spiel wieder nicht gewinnen? Unzählige Fragen spuken durch den Kopf. Es geht wieder los. Die Saison beginnt.

Ich bin jetzt schon so viele Jahre Trainer, es ist das sechste in der dritthöchsten Amateurklasse Hamburgs, das 13. im Herrenbereich und das 15. insgesamt. Man mag mir Verbissenheit vorwerfen, wenn sich meine Gedanken mal wieder nur um Fußball drehen, aber es ist eben nicht nur Fußball. Es ist so viel mehr. Dieses Spiel beeinflusst die eigene Stimmung für eine Woche, auf eine besonders intensive Art und Weise in den ersten Tagen nach einem Spiel. Vor dem Saisonstart gibt es keine Partien, an denen man sich orientieren kann. Auf Niederlagen und Siege, vielleicht sogar in Serie, kann man reagieren. Am Saisonstart gibt es nur die Ungewissheit. Wo stehen wir eigentlich? Die Gegner haben sich verändert. Es sind nicht nur neue hinzugekommen, alte Rivalen haben neue Spieler im Kader aufgenommen, neue Ideen entwickelt.

Es sind aber nicht nur diese offenen Fragen, die mir jedes Jahr den Schlaf vor dem ersten Spieltag rauben. Es ist vor allem auch die Vorfreude, sogar etwas Aufregung. Alle Dinge, auf die ich mich im Leben freue, lassen meinen Schlaf schrumpfen. Ich liege eben nicht nur fragend im Bett, sondern auch grinsend. So entspannt eine Vorbereitungsphase sein kann, ganz ohne Ergebnisse, so wenig emotional ist sie. Und es ist eben genau jene Emotionalität, die in mir dieses lebendige Gefühl verursacht. Wenn man an der Seitenlinie steht und man merkt, wie sehr das eigene Herz aus der Brust springt, ist das aus medizinischer Sicht zwar nicht besonders förderlich, aber dieses Adrenalin fühlt sich einfach unfassbar gut an.

Jetzt bleibt mir nichts mehr anderes übrig, als dieses erste Spiel so gut wie möglich vorzubereiten, auf einen halbwegs gesunden Schlaf zu hoffen und meiner Mannschaft am Spieltag alles an die Hand zu geben, was sie braucht, um als Einheit maximal erfolgreich zu sein. Oh, du schöner Amateurfußball, wie nichtig und wie bedeutend du doch gleichzeitig bist – und das auch im 13. Jahr.

Eren Sen: „Ich will für meine Spieler da sein“

U15 Coach Eren Sen
Wie der Ex-profi und neu-Trainer seinen Spielern Werte und Inhalte vermittelt, warum Thomas Doll ein vorbild für ihn ist und wieso er in der schweiz nicht aufs tor schießen durfte

Der Weg auf die Trainerbank ist immer hochgradig persönlich und individuell. Jeder Coach hat seine eigene Geschichte, wie er sein Leben im Trainingsanzug beginnt. Bei Eren Sen ist dieser Moment noch nicht allzu lange her. Es war ein Knorpelschaden, der den Ex-Profi buchstäblich in die Knie zwang. Insgesamt vier Operationen am sensiblen Gelenk musste der ehemalige HSV-Spieler über sich ergehen lassen. Eine davon führte sogar dazu, dass er seine Prüfung zur B-Lizenz erst ein Jahr später als geplant absolvieren konnte.

Der erste Gedanke an eine Laufbahn als Trainer kam Eren Sen nach seiner zweiten Operation im Juni 2015. „Mir war klar, dass ich unbedingt weiter im Fußball arbeiten will und dass der Trainerjob zu mir passt. Ich mag es, meine Erfahrungen weiterzugeben“, erzählt der heute 34-Jährige. Und Erfahrungen hat der ehemalige DFB-Juniorennationalspieler zahlreiche gesammelt. Beim HSV fing alles an, ehe Sen in der Schweiz beim FC Thun sogar Champions League spielte. Es folgten weitere Stationen in der 1. und 2. türkischen Liga, ein Gastspiel in Magdeburg und ein Aufenthalt im Iran.

Ein Gespräch mit seinem ehemaligen Auswahltrainer beim Hamburger Fußball-Verband, Uwe Jahn, überzeugte ihn schließlich davon, mit dem Trainerlehrgang zur B-Lizenz ein neues Kapitel aufzuschlagen. Zu diesem Schritt entschloss sich der gebürtige Harburger, obwohl er als Ex-Profi mit der Elite-Lizenz hätte starten können. „Ich wollte alles mitnehmen und maximal viel Wissen aufsaugen“, erklärt Sen seine Entschiedung. Der Plan ging auf. Trotz operationsbedingter Unterbrechung des Lehrgangs machte er seinen B-Schein, hospitierte im Anschluss unter anderem beim HSV und ist seit etwas mehr als einem halben Jahr in der Nachwuchsabteilung des Niendorfer TSV aktiv. Zur neuen Saison leitet er dort die Geschicke der U15, die in der C-Regionalliga, Deutschlands höchster Spielklasse in diesem Alter, spielt.

Es ist eben auch die Arbeit mit Talenten, die Eren Sen am Trainerjob reizt. „In jungen Jahren sind Spieler formbar, wissbegierig und interessiert“, so der Coach, der gerne offensiv spielen lässt. „Den Jungs Lösungen bei Ballbesitz zu vermitteln, ist dabei eine größere Herausforderung, als das Spiel gegen den Ball zu trainieren“, sagt Sen und steht damit sicherlich nicht alleine da. Doch Herausforderungen reizen den Deutsch-Türken. 4-2-3-1 oder auch mal ein 4-3-3 sind seine Lieblingsformationen, beide darauf ausgelegt, die Gegner früh unter Druck zu setzen und bei eigenem Ballbesitz vor unlösbare Aufgaben zu stellen.

Seine Inhalte vermittelt Sen auf Augenhöhe mit seinen Spielern. „Natürlich spielt gegenseitiger Respekt eine wichtige Rolle in der täglichen Arbeit. Ich will aber auch, dass meine Spieler wissen, dass sie jederzeit zu mir kommen können. Ich bin für meine Jungs da, fordere auf der anderen Seite aber auch eine große Bereitschaft ein, alles für die Mannschaft einzubringen.“

Werte wie Respekt zu vermitteln, hat für Eren Sen trotz aller fußballspezifischen Inhalte höchste Priorität. Besonders auch Jugendlichen, die aus komplexeren Familienverhältnissen kommen, will er helfend zur Seite stehen. „Nicht jeder hat das Privileg, von Zuhause alles vermittelt zu bekommen, was für das alltägliche Leben wichtig ist. Wir Trainer sind immer auch als Pädagogen gefordert und häufig einer der ersten Ansprechpartner“, weiß Sen um seine Verantwortung. Um dieser auch stetig gerecht werden zu können, kann der ehemalige Angreifer auf bewegte Profijahre zurückgreifen. In seiner Zeit in Deutschland, der Schweiz, der Türkei und dem Iran hat er wertvolle Erfahrungen gesammelt, die ihn nicht nur als Spieler formten, sondern auch sein heutiges Trainerbild prägen.

Beim HSV arbeitete Sen unter den Übungsleitern Kurt Jara, Klaus Toppmöller und Thomas Doll. Gerade letzterer ist ihm noch heute ein Vorbild. „Thomas Doll hat immer eine positive Energie ausgestrahlt und ist sehr selbstbewusst und offen aufgetreten“, so Sen, der sich davon auch etwas abgeschaut hat. Es gibt kaum einen Moment, in dem der junge Trainer nicht lächelt und zuvorkommend ist. Das spüren auch seine Spieler. Es war aber nicht nur Thomas Dolls Auftreten, sondern unter anderem auch zahlreiche Passübungen des Bundesliga-Trainers, die Sen in seine Trainerarbeit übertragen hat.

In seiner Zeit beim FC Thun erfuhr er dann, was richtig hartes Training bedeutet. „Wir sind häufig die Berge rauf unter runter gelaufen.“ Der Fokus lag auf der Physis. Torschusstraining zum Beispiel kam oft zu kurz, wie Eren Sen sich mit einem Schmunzeln erinnert: „Unser Trainer Urs Schönenberger hat immer gesagt: ,Wisst ihr, wie beim Schießen die Fasern reißen?‘ Das werde ich nie vergessen.“ Doch nicht nur fehlendes Schusstraining ist aus seiner Schweizer Zeit hängengeblieben: „Beim FC Thun habe ich erfahren, was Zusammenhalt bedeutet. Als so kleiner Verein in der Champions League zu spielen, ist nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen.“

Diese Form von Zusammenhalt vermittelt Sen auch heute seinen Spielern. Was ihn nämlich so richtig auf die Palme bringt, sind Jungs, die ihre Teamkollegen im Stich lassen. „Das kann schon eine kurzfristige Absage drei Minuten vor Trainingsbeginn sein. Jeder Spieler hat eine Verantwortung gegenüber seiner Mannschaft.“ Schließlich ist ein jedes Training minuziös geplant. Abwechslungsreich muss es sein, eine gute Mischung aus technischen, taktischen und ahtletischen Komponenten. Sen, selbst noch vier Mal die Woche im Fitnessstudio, legt viel Wert auf einen guten körperlichen Zustand seiner Spieler. Deshalb finden auch isolierte Ausdauerübungen in seiner Trainingsplanung Berücksichtigung. „Da kann sich keiner verstecken.“ Eine gesunde Ernährung gehört für Sen ebenfalls dazu. Statt McDonald’s gibt es bei Auswärtsfahrten Pasta beim Italiener.

Nach Niederlagen hilft aber auch die beste Pasta nicht. Zwei Tage benötigt Coach Sen, um ein verlorenes Spiel in seinem Kopf vollends zu verarbeiten. An Schlaf ist am ersten Abend nicht zu denken. „Manchmal brauche ich eine Schlaftablette.“ Seine Akribie treibt ihn an und seine Verlobte auch mal in den Wahnsinn. „Ist doch nur ein Spiel“, sagt sie, wenn es ihr Lebensgefährte mit seinem Ehrgeiz vermeintlich zu weit treibt.

Doch genau dieser hat ihn immer nach vorne gepeitscht – ob als Teenie aus Harburg, der es beim HSV packen wollte, als Profi in der Schweiz, der in der Champions League auflief oder als vierfach operierter Ex-Kicker, der in seinem Leben ein neues Kapitel als Trainer aufschlug. Geschrieben sind in diesem Kapitel erst die ersten paar Zeilen. Zahlreiche Geschichten sollen hinzukommen. Irgendwann will Eren Sen darüber berichten, wie er es auch als Trainer in den Profifußball geschafft hat. Sein Leben im Trainingsanzug hat begonnen.

Umschaltspiel: Vom Eishockey lernen

Fünf Jahre habe ich das Hamburger Eishockey begleiten dürfen – vier davon als Reporter, eines als Pressesprecher der Hamburg Freezers. In dieser Zeit habe ich unzählige Trainings auf dem Eis mit meinem Trainerauge verfolgt und mir das ein oder andere von der schnellsten Mannschaftssportart der Welt abgeschaut. Heute zeige ich euch eine meiner Lieblingsübungen, die eben jenen eisigen Ursprung hat. Sie kombiniert die technisch-taktischen Komponenten des Umschaltspiels mit dem Training fußballspezifischer Ausdauer. Denn neben dem schnellen Spiel in die Tiefe verlangt die Übung auch mehrere hochintensive Läufe binnen kürzester Zeit.

Wir markieren ein Spielfeld zwischen Grund- und Mittellinie und Strafraumbreite. Zwei Mannschaften werden eingeteilt. Mindestens 14 Feldspieler sollten dabei zur Verfügung stehen, damit ausreichend Erholungspausen garantiert werden können. Der Trainer steht mittig an einer der Seitenlinien mit Bällen (weitere Bälle liegen in beiden Toren), zwei Spieler einer jeden Mannschaft positionieren sich jeweils neben ihrem Tor auf der entsprechenden Grundlinie. Die restlichen Spieler beider Teams verteilen sich entlang der Seitenlinie, sodass auf jeder Spielfeldseite nur Spieler eines Teams stehen (siehe Beitragsfoto). Spielt der Trainer einen Ball entlang der imaginären Mittellinie, versuchen die jeweils neben ihrem Tor postierten Spieler den Ball zu erlaufen und im Optimalfall sofort zu einem ihrer Außenspieler zu passen, um Überzahl zu schaffen. Achtung: Nur einfache Überzahl ist möglich (also 3 gegen 2, 4 gegen 3 oder 5 gegen 4)! Erfolgt ein Torabschluss oder ein Ballbesitzwechsel durch Zweikampf oder Fehlpass, schalten beide Teams sofort um. Die nun ballbesitzende Mannschaft versucht ebenfalls, durch einen Pass auf einen der Außenspieler Überzahl zu erzeugen und schnell zum Torabschluss zu kommen. Das wiederholt sich bis zu einem 5 gegen 5. Zwei neue Spieler pro Team postieren sich im Anschluss neben dem Tor usw.

Als Trainer achte ich hier besonders darauf, dass der Pass auf einen der Außenspieler möglichst tief erfolgt und dieser, wenn nötig, auch ins Spielfeld startet, bevor der Ball ihn erreicht. Maximale Geschwindigkeit in den Angriffen ist verlangt. Wird ein Pass nicht hinter die letzte Linie des Gegners gespielt, muss der erste Kontakt des Außenspielers aktiv sein, also entweder Richtung Grundlinie oder eine Kreuzbewegung in die Spielfeldmitte. Wichtig: Auch die Torhüter sollen das Spiel schnell machen und nach einer Parade oder einem Gegentor sofort umschalten und im Optimalfall per Abwurf oder Flugball einen Außenspieler anspielen. Zusatz: Ist die maximale Spieleranzahl erreicht, agieren die restlichen Außenspieler (sofern vorhanden) als Wandspieler, damit kein Ball verloren geht und das Tempo maximal hoch bleibt.

Eine Variante dieser Übung ist das Spiel im doppelten Strafraum. Anders als bei der ersten Form verteilen sich die Spieler der beiden Mannschaften im Wechsel an der Seitenlinie und die Übung startet als 1 gegen 1. Außerdem darf eine vielfache Überzahl geschaffen werden, sodass auch ein Spiel 4 gegen 1 möglich ist. 4 gegen 4 ist bei der Variante im doppelten Strafraum das Maximum. Diese Variante ist weniger intensiv, erhöht aber die Anzahl der Torabschlüsse.

An dieser Stelle gehen ein paar Grüße an Benoit Laporte, Serge Aubin und Stéphane Richer, die mich in meiner Eishockey-Zeit sehr inspiriert und geprägt haben. Ich konnte mir nicht nur Übungen abschauen, sondern besonders in meinem Jahr nah an der Mannschaft und am Trainerteam auch viele Dinge im Bereich der Organisation, Analyse und Mannschaftsführung aufschnappen. Ich empfehle jedem, sich immer wieder mit Trainingsformen anderer Sportarten zu beschäftigen und über den Tellerrand zu schauen.

Frischer Wind und feste Anker

In der Vorbereitung den richtigen Mix finden

Zweimal in der Saison steht eine Vorbereitung auf dem Plan – im Sommer und im Winter. In den wenigen Wochen bis zum ersten Pflichtspiel gilt es, seine Mannschaft optimal auf die Wettkampfphase vorzubereiten. Dabei sollte der Fokus nie nur auf das erste Spiel gelegt werden, sondern auch auf die Wochen danach. Die große Herausfoderung für Trainer ist es, in der Vorbereitungsphase eine gute Mischung aus neuen und altbewährten Inhalten zu finden. Das ist nicht immer ganz einfach. Schließlich wird das Rad bekanntlich nicht neu erfunden. Wer aber selbst lange gespielt hat, weiß: neue Reize sorgen für eine höhere Motivation und vor allem auch Konzentration bei den Spielern. Es ist Zeit für frischen Wind und feste Anker.

Für kreative Ansätze und neue Ideen sorgt die Sommerpause. Wenn der Kopf frei wird, passt auch wieder Neues hinein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Rezipieren von fußballspezifischen Inhalten wie Zeitschriften, Büchern oder Filmen sehr inspirierend sein kann. In der zurückliegenden Sommerpause habe ich unter anderem Tobias Eschers Buch „Vom Libero zur Doppelsechs“ gelesen und den Barcelona-Film „Take the ball, pass the ball“ geschaut. Meist geht es vor allem um Anregungen. Auch jede Staffel der Amazon-Serie „All or nothing“ – ob American Football, Rugby oder Fußball – ist empfehlenswert. Jeden frischen Gedanken habe ich einfach notiert, ohne genau zu überlegen, was man am Ende damit anfängt.

Nun gilt es, die vielen Ideen und Ansätze in ein festes Raster zu bekommen. Das geht aber nicht ohne Gerüst. Grundsätzlich bildet eine Analyse der Vorsaison die Basis für den Entwicklungsansatz. Was war gut? Was muss besser werden? Auf was sollte man künftig verzichten? Aus den Antworten entwickelt man eine optimierte oder gar neue Spielidee, die als Grundlage für die Arbeit in der Vorbereitungsphase dient. Hier empfehle ich eine Einteilung nach Säulen. Das können individual- und gruppentaktische sowie technische Inhalte sein aber auch Umschaltspiel, Standards und Athletik. Jede dieser inhaltlichen Säulen bringt wiederum Schwerpunkte mit sich. Alle Inhalte sollten aber nicht nur in der Vorbereitungsphase behandelt werden, sondern wiederholend über die gesamte Saison verteilt. Hierfür eignen sich zum Beispiel Wochen-Zyklen, wie Stefan Ruthenbeck und Jakob Strehlow, U19-Trainer des 1. FC Köln, in der aktuellen Ausgabe der DFB-Zeitschrift Fußballtraining beschreiben. Diese Periodisierung ermöglicht den Spielern, dass sie Inhalte besser und nachhaltiger aufnehmen und umsetzen können und Trainer bietet sie eine Art Roten Faden über die Saison hinweg. Gerade im Amateurbereich neigt man ab Herbst dazu, sich von Spiel zu Spiel zu hangeln und Löcher dort zu stopfen, wo sie entstehen. Dadurch gibt es aber immer wieder neue Löcher. Auch ich habe mich in der Sommerpause hinterfragt und festgestellt, dass ich mich während der Saison immer wieder vom geplanten Kurs habe abbringen lassen und anfing Löcher zu stopfen. Das fällt nicht zwangsläufig sofort ins Gewicht, stört aber jeglichen Entwicklungsprozess der Mannschaft. Hier will ich mich unbedingt verbessern.

Die Spielidee ist nun formuliert, die Säulen sind gebaut, die Schwerpunkte festgelegt. Jetzt gilt es, für die Inhalte die entsprechenden Übungsformen zu finden. Die Probleme im Amateurbereich sind dabei vielschichtig. Zum einen ist die Vorbereitungszeit kurz und die Anzahl der Einheiten pro Woche gering, zum anderen kann die Trainingsbeteiligung eine große Einschränkung bedeuten. Auch sorgen Urlaube und Abwesenheiten für unterschiedliche Fitnesszustände bei den Spielern. Daher ist es schier unmöglich, vorausschauend sämtliche Trainingseinheiten zu bauen. Stehen die Säulen und deren Schwerpunkte aber fest, kann man sich daran gut orientieren und entsprechende Übungen planen, wenn die Größe der Trainingsgruppe final definiert ist. Deshalb empfiehlt es sich, so viele Übungen wie möglich ins Repertoire aufzunehmen. Ich entwickele regelmäßig auch eigene Übungen, leite zum Beispiel auch Trainingsformen aus meiner Zeit im Eishockey ab oder schaue, wie ich Inhalte unter anderem aus dem American Football übernehmen kann. Das Lesen von Fachmedien wie der DFB-Fußballtraining ist sowieso ein Muss. Auch das Buch des Hamburger DFB-Stützpunkt-Koordinatiors Fabian Seeger „Spielnahes Fußballtraining“ ist empfehlenswert. All das bietet ein gutes Rüstzeug für die ganze Saison und schafft Abwechselung im Training.

Natürlich ist die Planung einer Vorbereitung von Trainer zu Trainer und Mannschaft zu Mannschaft unterschiedlich, aber ein gewisses Muster erleichtert die Umsetzung und gibt Team und Coach eine Orientierung, wohin die Reise gehen soll. Was mir persönlich an der Vorbereitung gefällt: ohne Ergebnisdruck sehr detailiert zu arbeiten. Auch von Spielerseite spürt man eine große Bereitschaft, sich sowohl körperlich zu quälen als auch neue Inhalte aufzunehmen. Also, auf gehts!

Sommerpause – Kopf leer, Kopf wieder voll

Beim Autofahren, vor dem Einschlafen oder unter der Dusche schießt plötzlich ein Gedanke in den Kopf. Eine neue Spielidee oder neue Trainingsformen erscheinen vor dem geistigen Auge. Während einer laufenden Saison sind diese Momente rar. Viel zu sehr ist der Trainer damit beschäftigt, das vergangene Spiel nachzubereiten und das kommende zu planen. In der Sommerpause aber ist das anders. Wenn der Ball ruht und die Spieler die Füße hochlegen, ist wieder Platz im Kopf. Das sorgt nicht nur für neue, spannende Inhalte, sondern vor allem auch für eine nachhaltig ansteigende Motivation und Vorfreude auf die neue Saison, selbst wenn die alte nur ein paar Tage in der Vergangenheit zurückliegt.

Dieser Moment ist jetzt für mich gekommen. Durch den arg fragwürdigen Spielplan meiner A-Jugend ging meine Spielzeit 2018/19 drei Wochen länger als sonst. 72 Spiele und 152 Trainingseinheiten liegen hinter mir. Intensive Emotionen, viele Gespräche und ab und an gereizte Stimmbänder haben Körper und Geist ausgesaugt und das Verlangen nach Nichtstun in die Höhe getrieben. Das 14. Trainerjahr war mit Abstand das intensivste, aber dafür auch sehr lehrreich.

Und gerade dann, wenn Fußball für kurze Zeit fast das Letzte ist, was du tun willst, entstehen in deinem Kopf neue Ideen, neue Ansätze und neue Motivation. Dieses sich eigentlich komplett widersprechende Gefühl ist die Triebfeder meine Trainerdaseins. Neue Kraft dann zu finden, wenn eigentlich keine Kraft mehr da ist, erfüllt mich mit Leben. Fußball, du bist Schuld! Danke!

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