Saisonende, Saisonanfang

Der Verband hat die Spielzeit 2019/20 offiziell abgebrochen. Ein kleiner Rückblick und ein kurzer Ausblick

Das war sie also, die Saison 2019/20. Sie war kürzer als jede andere Spielzeit und doch auch länger. Seit Mitte März finden keine Spiele mehr statt. Seit gestern stehen die Resultate fest. Eines ist sicher: Wir werden uns alle immer an diese Spielzeit erinnern.

Aus persönlicher Sicht war es eine wichtige Saison, die ohne den Abbruch sicherlich noch mehr hätte helfen können, als sie es ohnehin schon getan hat. Ich habe in dieser Spielzeit viel gelernt, eine neue Motivation gefunden und vor allem den Spaß an detaillierterer Trainingsarbeit im taktischen und technischen Bereich. Die Mannschaft hat sich toll entwickelt. Weniger Zufall, mehr Plan, selbe Leidenschaft.

Die acht Spiele, die nicht mehr ausgetragen werden konnten, werden dem Team aber in der Entwicklung fehlen. Inwiefern diese ausgebliebenden Erfahrungen Einfluss auf die Zielsetzung für die neue Saison haben werden, muss ich für mich noch definieren.

Sicher ist nur: Diese Spielzeit endet auf einem guten 6. Platz in einer immer noch starken Hamburger Bezirksliga Nord. In der neuen Saison etwas besser zu sein, ist nun der Mindestanspruch eines Sportlers. Alles weitere überlege ich mir in der Sommerpause.

Und da ist auch schon mein ganz persönliches Reizthema. Seit Tagen bin ich im Austausch mit anderen Trainern – von der Oberliga bis zur Kreisliga. Wann und wie sollen die Vorbereitungen auf die neue Saison aufgenommen werden? Die richtige Antwort auf die Frage hat niemand. Schließlich gab es die Situation noch nie. Ab wann kann 5-gegen-5 trainiert werden? Ab wann wieder komplett mit Vollkontakt? Das sind wichtige Faktoren, um eine ausgewogene Trainingsplanung zu gestalten und vor allem auch, um die Spieler bei Laune zu halten.

Die Jungs wollen ein Ziel vor Augen, etwas, wo sie drauf hinarbeiten können. Ich kann das verstehen, schließlich geht es mir auch immer wieder so, aber dieses Ziel wird noch einige Zeit verschwommen bleiben. Wichtig ist, dass sich jeder etwas umstellen muss, wenn kein Saisonstart-Datum feststeht. Neue Reize setzen, andere Ziele für diese ganz besondere Trainingsphase.

Jetzt bin ich aber erstmal froh, dass die alte Saison Geschichte ist und dass sich die Auswirkungen auf die neue im Rahmen halten. Meine Befürchtungen, in kurzer Zeit noch mehr Spiele zu absolvieren, hat sich nicht bestätigt. Die Liga wird nur um ein Team aufgestockt. Es ist immer wieder spannend, wie laut einige nach größeren Amateurligen schreien. Das sind dann übrigens auch dieselben, die sich in den vorherigen Sommermonaten darüber geärgert haben, dass bereits in der Urlaubszeit Punktspiele stattfinden. Dieselben, die während der Saison immer wieder mit Spielermangel zu kämpfen haben. Und es sind dieselben, die im Dreieck springen, wenn unter der Woche das eigene Training ausfällt, weil in der Trainingszeit ein Spiel einer anderen Mannschaft aus dem Verein stattfindet.

Allen Meistern herzlichste Glückwünsche, allen Nicht-Aufsteigern mein tiefes Verständnis (das würde mich auch ärgern, ist aber trotzdem die richtige Entscheidung) und allen anderen eine schöne, kurze Sommerpause.

Das Saisonvorbereitungs-Dilemma

Es ist Juni. Eigentlich Sommerpause. Normalerweise stünde der Vorbereitungsplan für den Sommer schon längst. Jede Einheit, jedes Testspiel, jedes Teamevent. Doch durch die anhaltende Situation rund um das Corona-Virus liegen die Pläne auf Eis. Trainiert man durch? Gibt es noch eine Sommerpause? In welchem Rahmen kann ein Saisonabschluss stattfinden, damit verdiente Spieler gebührend verabschiedet werden können? Körperkontakt, Testspiele – wann ist das wieder möglich?

Wie plant man aktuell die Saisonvorbereitung?

Aktuell trainiere ich mit meiner Mannschaft noch diese und kommende Woche. Am 22. Juni werden dann auf dem Verbandstag des HFV hoffentlich nicht nur Entscheidungen über die Wertung der alten, sondern auch über den Start der neuen Saison getroffen. Denn das ist zwingend nötig. Schließlich entscheidet ein möglicher Saisonstart über den gesamten Zeitraum davor. Sind ab dem 1. September wieder Testspiele möglich und ab dem 1. Oktober Punktspiele, dann wäre ein Trainingsstart ab Mitte Juli meiner Meinung nach nur sinnvoll, wenn Training mit Körperkontakt wieder erlaubt wäre.

Nicht falsch verstehen: Das eingeschränkte Training aktuell macht mir Spaß und ich kann mit den Jungs an Dingen arbeiten, für die sonst weniger Zeit ist. Trotzdem wäre es nicht einfach, in dieser Form langfristiger die Spannung hochzuhalten. Auf der anderen Seite war lange genug Pause und ein etwas reduzierterer, dafür längerer Vorbereitungsplan wäre ebenfalls durchführbar.

Noch schwieriger wäre es, wenn der Verband den Mannschaften keine entsprechende Vorbereitungsphase mit Testspielen ermöglicht, sondern wie in der geändertern Spielordnung verankert mit nur zwei Wochen Vorlaufzeit in die neue Pflichtspielsaison startet. Das würde bedeuten, dass man maximal ein oder zwei Testspiele absolvieren könnte. Nach einem halben Jahr ohne 90-minütige Spielbelastung für Amateursportler eine große Herausforderung.

Drei-Stufen-Plan als Vorschlag

Für mich ist deshalb klar: Vier Wochen Vorbereitung mit Testspielen wären notwendig. Und auch ein Vollkontakttraining muss zuvor schon wieder über einen längeren Zeitraum erlaubt sein, sodass mit einem Drei-Stufen-Plan in die neue Saison gestartet werden könnte. Körperkontakt im Training ab 13. Juli. Abwarten, wie sich das auswirkt. Dann Testspiele ab 1. August, und schließlich Punktspiele ab dem 1. September. Ich persönlich rechne aber mit einer Aufnahme des allgemeinen Spielbetriebs zum 1. September und einem entsprechenden Saisonstart einen Monat später. Bei einem Vorbereitungsstart Mitte Juli könnte rund sechs Wochen also nur trainiert werden.

Fraglich bleibt dabei, inwiefern sich die Politik dazu hinreißen lassen wird, konkrete Starttermine für den Wettkampfbetrieb bekanntzugeben. Schließlich werden bei allen Lockerungen stets zwei Wochen alle Entwicklungen beobachtet. Testspiele für den August zu vereinbaren, kann also clever und gleichzeitig unnötig sein.

Ich habe mich über die Problematik der Planung, die nach dem 22. Juni sehr zügig umzusetzen wäre, mit Trainerkollegen unterhalten. Ein interessantes Modell ist die Planung einer regulären Vorbereitung mit normalem Saisonstart. Je nach Entscheidung des Verbandes werden einfach alle Testspiele und Trainingseinheiten um genau einen oder zwei Monate verschoben. Andere beginnen so oder so regulär Ende Juni mit dem Training, setzen aber zunächst nur zwei statt drei Trainings die Woche an und warten die Entwicklungen weiter ab.

Fazit: Es bleibt uns Trainern letztlich nichts Anderes übriges, als kurzfristig auf die Entscheidungen des Verbandes am 22. Juni zu reagieren und das beste aus dieser für alle schwierigen Situation zu machen. Wichtig ist unterm Strich die Bekanntgabe eines Saisonstarts. Dass dieser aufgrund von Corona vorbehaltlich sein kann, steht außer Frage. Schließlich kann keiner absehen, wie die Situation im Herbst sein wird. Wenn der Saisonstart dann kurzfristig abgesagt werden muss, würde das auch jeder verstehen.

Der Tag für den Titel

Ein Moment, der für immer bleibt und süchtig macht

Eigentlich wäre ich heute morgen aufgewacht, aufgeregt und angespannt. Eigentlich hätte heute unser Pokalfinale stattfinden sollen, das wir als Halbfinalist zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs erreichen hätten können. Es ist egal, welchen Wettbewerb du als Sportler gewinnen kannst: den DFB-Pokal oder den Cup in deiner Amateurklasse. Der Tag für den Titel ist unvergesslich, der Gewinn einer Trophäe bleibt für immer.

Als Spielertrainer stand ich in zwei Finals. Beide Male hielt ich am Ende einen Pokal in den Händen. Als Jugendtrainer spielte ich mit meinen Jungs zweimal um hamburgweite Titel, in der U11 und in der U18. Beide Endspiele gingen verloren. Am Ende ist der Tag mit all seinen Emotionen und Erfahrungen das, was in Erinnerung bleiben wird. Doch mit einem Sieg im Rücken und einem Pokal im Gepäck bleibt diese Erinnerung für immer vollgepumpt mit Endorphinen.

Als wir 2014 mit den Herren im Endspiel des Holsten Pokals standen, gelang in der Rückrunde alles. Wir holten Punkt um Punkt auf, landeten noch auf Rang 2, gewannen die Aufstiegsrunde und bezwangen im Pokal mehrere höherklassige Gegner. Der enge Terminkalender mit vielen englischen Wochen steckte allen in den Knochen. Das sah man meiner Mannschaft über 120 Minuten an. Es war vermutlich unser schwächstes Spiel dieser Zeit. Aber sind das Endspiele nicht oft?

Ein Tag wie ein Film

Es ist etwas Besonderes: Die Anspannung nach dem Aufstehen, die Motivation, den Pokal unbedingt gewinnen zu wollen, das Ausmalen einer Titelfeier im Anschluss. Man fährt zum Platz, sieht die Jungs. Die Stimmung ist oberflächlich locker, innerlich sind alle angespannt. Nervös und aufgeregt zu sein, macht einen lebendig. Es ist vor dem Anpfiff das, was einem bei der Fokussierung hilft. Der Ablauf vor dem Spiel ist derselbe, die Worte in der Kabine sind andere. Es ist etwas mehr Pathos in der Ansprache. Ich bin überzeugt, dass das Betonen der Besonderheit noch einmal mehr Prozent herausholen kann, als das Herunterspielen dieses einen Spiels.

Die Musik in der Kabine ist laut. Hose, Stutzen und Aufwärmshirt werden angezogen. Die Jungs, die immer Witze machen, machen sie auch jetzt. Es geht raus auf den Platz, ein neutraler Spielort. Es sind Zuschauer da, die sonst nicht da sind. Es sind auch deutlich mehr als sonst. Dieses Gefühl, an diesem Tag so beobachtet zu werden, ist großartig. Nach dem Aufwärmen und einem letzten Einschwören in der Kabine gibt es kein zurück mehr. Auflaufen, Seitenwahl. Um den Platz herum ist alles voll mit Menschen. Es ist das vorerst letzte Mal für die nächsten zwei Stunden, dass man die Besonderheit des Tages, dieses einen Spiels so bewusst erlebt. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, ist es ein normales Spiel, das man wie jedes einfach unbedingt gewinnen will. Verlängerung, Elfmeterschießen und dann die Entscheidung.

Erinnerungen, die für immer bleiben

Ich werde nie vergessen, wie der letzte Elfmeter des Gegners über das Tor fliegt und nach 120 Minuten, nach mehreren englischen Wochen noch ein letzter Sprint von der Mittellinie in Richtung unseres Torwarts im Tank ist. Ekstase. Umarmung des Kapitäns, der Spieler. Dieses Gefühl am Ziel zu sein, etwas gewonnen und erreicht zu haben. Etwas, das bleibt. Es hat Suchtpotenzial.

Es gibt ein Video von Jürgen Klopp nach dem gewonnenen Champions-League-Finale 2019. Nach dem Schlusspfiff läuft er mehrere Minuten über das Feld und herzt jeden seiner Spieler, jeden seines Staffs. Wenn ich dieses Video schaue, will ich wieder diesen Moment erleben. Zuletzt lief „The Last Dance“ bei Netflix. Wenn ich sehe, wie sechs Mal die letzte Sirene der jeweiligen Finalserie ertönt und erwachsene Männer über das Spielfeld hüpfen, will ich wieder diesen Moment erleben.

Eine Sehnsucht, die nie endet

Das Finale, das heute hätte stattfinden sollen, wäre nicht die Champions League gewesen und schon gar nicht die NBA. Aber in unserer Welt, der Welt des Amateurfußball ist es auch der Tag für den Titel. Nicht weniger Emotionen, nicht weniger Bedeutung für jeden, der an diesem Tag teilnimmt. Einer meiner jungen Spieler kam letztes zu mir und hat gesagt, dass er noch nie einen richtigen Titel gewonnen habe und es ihm egal wäre, welcher es wäre. Er wolle nur unbedingt einen Titel gewinnen. Ich weiß, warum er sich danach sehnt.

Wenn der Wettkampf fehlt, ist Wettkampf alles

Wie Corona-Training am meisten Spaß macht

Sport bedeutet meistens auch Wettkampf. Sich mit anderen zu messen, liegt in der Natur eines Sportlers. Der direkte Vergleich spornt zu Höchstleistungen an, kitzelt die letzten Prozent heraus. In Zeiten, in denen durch den fehlenden Körperkontakt, durch fehlende Zweikämpfe das normale Fußballspiel im Training unter der Woche und im Wettkampf am Wochenende nicht möglich ist, sind die Trainer gefragt, mit kreativen Wettkämpfen im Training für genau den Wettbewerb zu sorgen, der den Spielern so fehlt. Der Spaß sollte dabei an erster Stelle stehen. Durch das Durchführen von Wettbewerben kann ich als Trainer aktuell trotz aller Einschränkungen das Maximum aus einem Fußballtraining herausholen. Aber auch individuelle Technikübungen sorgen für die notwendigen Trainingsreize.

Torschuss

Wettkampfsituationen durch Torschussübungen zu erzeugen, ist vermutlich der einfachste Weg, seine Spieler zu motivieren. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Der Vorteil des Kleingruppentrainings in Corona-Zeiten ist die hohe Wiederholungszahl und damit mögliche Verknüpfung einer Torschussübung mit Ausdauerkomponenten. Beispiel: Zwei Tore mit je einem Torhüter auf der Grundlinie platzieren, zwei Teams (2, 3, oder max. 4 Spieler), 8 Minuten Zeit aufgeteilt auf zwei oder vier Wiederholungen. Kurzes Andribbeln, eine Finte und Abschluss außerhalb des Strafraums. Durch die begrenzte Anzahl an Bällen werden die Spieler dazu gezwungen, sich ihre Bälle wiederzuholen. Dadurch arbeiten sie, ohne groß darüber nachzudenken, an ihrer fußballspezifischen Ausdauer.

Diese Art Wettkampf ist natürlich in vielen weiteren Formen möglich. Der Torschuss eignet sich übrigens auch als Checkout eines Trainings. Nur wer beim abschließenden Schießen ein oder zwei Treffer erzielt, hat Trainingsende. Die letzten vier müssen sich zum Beispiel ums Material kümmern.

Athletik und Koordination im Parcours mit Ball

Auch in diesem Bereich kann ich durch Wettkampfformen Trainingsreize setzen, wenn ein normales Fußballspiel nicht dafür sorgen kann. Beispiel: Wieder empfiehlt sich die Aufteilung in zwei Teams (2, 3, oder max. 4 Spieler). Je Gruppe eine Koordinationsleiter platzieren (auch gerne mit lateraler Auftaktbewegung), dahinter einen Ball ablegen, und zwei kleine Hütchenslaloms aufbauen. Hinter dem letzten Teilstück mit 10 bis 15 Metern Abstand ein Mini-Tor aufstellen.

Die Spieler bewegen sich nach Vorgabe durch die Leiter (Übung kann varrieren), nehmen den Ball mit dem Fuß mit, dribbeln vorwärts durch den ersten Slalom-Parcours und ziehen den Ball mit der Sohle rückwärts durch den zweiten. Aus der Drehung müssen sie in das Mini-Tor passen/schießen. Gelingt ein Treffer, holen sie den Ball aus dem Tor, dribbeln zurück und legen den Ball wieder vor der Leiter ab. Erst dann darf der Teamkollege starten. Gelingt kein Treffer, muss der Ball geholt werden und vom selben Punkt aus erneut auf das Mini-Tor gepasst/geschossen werden, usw..

Das Team, das als erstes drei Durchgänge absolviert hat, gewinnt. Das Verlierer-Team muss zum Beispiel 10 Burpees absolvieren. Auch hier sind so viele unterschiedliche Varianten mit mehreren koordinativen Aufgabenstellungen möglich. Wichtig ist, dass in der aktuellen Phase ein Ball dabei ist. Parcours wirkt.

Technik

Der Bereich Technik ist einer der Schwerpunkte, die im normalen Trainingsalltag von Amateurfußballern oft zu kurz kommen. Bei zwei Einheiten in der Woche ist dafür schlichtweg zu wenig Zeit. Das ist derzeit anders. Durch das Kleingruppentraining ist eine hohe Anzahl an Wiederholungen möglich und Technikübungen sind in jeder Woche integrierbar. Passspiel mit Erstkontakt als Schwerpunkt steht bei mir persönlich ebenso auf der Liste ganz oben wie Ballführung und koordinativ anspruchsvolle Dribbling-Aufgaben. Hier habe ich mir Inspiration von Nate Weiss, dem Invidualtrainer des 1. FC Nürnberg geholt (Blogpost zu dem Thema hier). Die Spieler werden durch die technische Komplexität herausgefordert und dadurch der Ehrgeiz geweckt. Die Übungen von Nate Weiss sind aufgrund ihrer Abläufe zudem sehr anstrengend. Vier Wiederholungen à 30 Sekunden mit jeweils 15 Sekunden Pause bieten sich an. Und davon 2-3 Sätze.

Eine 90-minütige Einheit muss aktuell sehr sorgfältig geplant sein. Die Spieler werden in kleine Gruppen eingeteilt und in unterschiedlichen Schwerpunkten gefordert. Meine Beobachtung ist, dass gerade der Wettkampf und die Herausforderung ein großer Anreiz sind, auch ohne Spiele am Wochenende Vollgas zu geben. Wichtig ist, dass man in den kommenden Wochen ohne Körperkontakt im Training kreativ bleibt und immer wieder neue Übungen einbaut. Abwechslung ist enorm wichtig, um die Motivation der Spieler im Training hochzuhalten.

Das erste Mal

Über das erste Corona-Training und neue Chancen

Ich war aufgeregt wie ein kleiner Junge. Mit einem fetten Grinsen und lauter Musik bin ich zum Sportplatz gefahren. Bereits auf dem Parkplatz wartete unser Teammanager „Heinsi“, der mich in den kommenden Wochen zwangsläufig auch bei der Trainingsarbeit unterstützen wird. Wieder ein Grinsen. „Ich habe Bock.“ „Ich auch.“ Auf zum Platz.

Vor uns trainierte niemand. Wir konnten also alles aufbauen. Welch ein Segen! Langsam trudelten die ersten Spieler ein. Begrüßung auf Zuruf oder mit dem ausgestreckten Fuß. Wieder ganz viele grinsende Gesichter. Es war wie ein erster Schultag nach sechs Wochen Sommerferien, ein erstes Treffen mit einem langjährigen Schwarm oder der erste Urlaubstag, auf den man lange gewartet hat. Unterm Strich aber gibt es keinen so richtig passenden Vergleich. Es hat gekribbelt, die Vorfreude war groß, und alles andere war dabei fast egal.

Detaillierte Trainingsplanung wird noch wichtiger

Und doch ist es ungewohnt. Kein Handschlag, keine kurze Umarmung, keine Zweikämpfe, kein Spiel. Das neue Training ist gewöhnungsbedürftig und bedarf ausführlicher Vorbereitung. Zum Start konnten wir auf dem ganzen Platz trainieren, teilten die Mannschaft in vier Gruppen ein, die im Wechsel an vier Stationen üben sollten. Jede Station wurde von einem Trainer betreut. Technik, Koordination, Kraft und Torschuss waren es beim Auftakt. Pro Station 18 Minuten, dann kurze Pause und Wechsel.

So stand es zumindest auf dem Plan im Notizbuch. Doch diese Art von Training zu planen, ist auch für mich neu. Eine Ansprache nach 65 Tagen ohne einander, weitere Aufklärung über die Corona-Spielregeln, Erklärungen des Ablaufes – all das kostet Zeit, selbst wenn vieles davon vorher in der Mannschaftsgruppe stand. Am Ende mussten wir 20 Minuten überziehen, damit jede Gruppe jede Station einmal absolvieren konnte.

Aber das war an diesem Abend irgendwie egal. Es war auch egal, dass der Ball nicht bei jedem immer freundschaftlich am Fuß klebte, dass nicht jeder Schuss aufs Tor ging oder jeder Antritt mit voller Geschwindigkeit absolviert wurde. Es ging an diesem Abend ums Wiedersehen, ums Miteinander, um eine stückweite Rückkehr zur Normalität. Wie auch immer diese aussehen wird. Keine Fußballpause war jemals so lang wie diese. Keiner von uns konnte sich in den vergangenen Wochen in einem solchen Rahmen sehen.

Kleingruppen-Training als Chance verstehen, nicht als Hürde

Dieses Gefühl wird vielleicht noch zwei bis drei Einheiten anhalten, bis jeder realisiert, dass das Training nicht auf ein Spiel oder eine ganze Saison vorbereitet. Doch diesen Dämpfer will ich nicht zulassen. Die Phase jetzt ist eine einzigartige Chance, höchstindividuell an Schwächen zu arbeiten und an Stärken zu feilen. Das Training in kleinsten Gruppen ermöglicht eine Vielzahl an Wiederholungen. Etwas, das im Trainingsalltag oft nur schwer zu integrieren ist. Zu sehr wird man getrieben von Ergebnissen und Spielvorbereitungen.

Wenn ein Großteil meiner Spieler in ein paar Wochen auch nur etwas besser ist, als er es vor diesem Mittwoch war, dann hat sich diese Zeit allein aus sportlicher Sicht schon gelohnt. Dass jeder die Aufnahme des Trainingsbetriebs aus sozialen Gründen dringend gebraucht hat, steht dabei sowieso außer Frage. Oder warum habe ich den Sportplatz sonst mit einem ebenso fetten Grinsen wie zu Beginn wieder verlassen.

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