Alternativen für das Fußballtraining finden, statt nur die Rückkehr zum Spielbetrieb zu diskutieren
Wir schreiben den zwölften Monat Pandemie in Deutschland. Dem Amateur- und Jugendfußball fällt aber immer noch nichts Besseres ein, als darüber zu diskutieren, wann man denn wieder Spiele absolvieren und mit der Mannschaft trainieren könnte. Und das tut der Fußball eigentlich schon seit einem Jahr. Aber wie ich schon mal erwähnte, muss es nach all der Zeit auch eine Alternative zum Fußball geben, den wir kennen und vermissen. Es muss darum gehen, überhaupt eine Art realistisches, fußballspezifisches Angebot zu schaffen – und das wäre mit Einzeltraining möglich!
Jetzt könnte man sich stundenlang darüber echauffieren, dass die Politik den Fußball und auch den Amateurmannschaftsport stiefmütterlich behandelt. In vermutlich jedem Öffnungsplan käme der Sport eher im letzten Zyklus. Abgesehen davon, dass das aus gesellschaftlicher, aber auch aufgrund von Mitgliederschwund wirtschaftlicher Sicht ein großer Fehler ist, verschafft sich der Fußball- bzw. Vereinssport aber auch weiterhin kaum Gehör.
Weniger Pöbelei, mehr Konzepte
Wenn Verbandsfunktionäre in der Öffentlichkeit ihre Stimme erheben, dann geht es eigentlich ausschließlich um den Wettkampf und die Vorbereitung darauf, also das Mannschaftstraining. Es geht aber zu keiner Zeit darum, alternative Konzepte zu erarbeiten und mit diesen bei der Politik vorstellig zu werden. Viele Fußballer wollen es zwar nicht hinnehmen, dass nicht gespielt und normal trainiert werden darf, bepöbeln in Sozialen Medien regelmäßig Virologen und Politiker, aber zeigen auch überhaupt kein Interesse daran, Mittelwege und neue Ideen fernab von Spielbetrieb und Mannschaftstraining zu finden.
Was ich damit sagen will: Wie sollen Verbände als Interessensvertreter für Alternativen einstehen, wenn spürbar das einzige Interesse vieler am Spielbetrieb teilnehmenden Personen ausschließlich der Spielbetrieb selbst ist? Ein Teufelskreis.
Verordnungs-Irsinn für Einzeltraining
Dabei könnte es eigentlich ganz einfach sein. Flutlicht an, Einzeltraining los. Ach nein, das geht ja nicht. Denn: Wenn Einzeltraining, das eigentlich laut Verordnung erlaubt ist, organisiert stattfindet, was es nämlich zur besseren Planbarkeit auch müsste, dann ist es wieder verboten. Verstanden? Ich darf also mit einem Spieler privat auf den Platz. Wenn ich aber mit einem Spieler privat auf den Platz gehe und das ganze vereinsintern abgesprochen wurde, damit nicht zeitgleich zu viele Personen dort sind, ist es verboten. Jetzt verstanden?
Menschen brauchen Sport, deshalb muss ein Angebot her
Kommen wir zum springenden Punkt. Wir müssen Sport anbieten. Für Kinder, für Jugendliche, für Erwachsene. Dafür müssen Konzepte her. Daran werden sich natürlich, wie sonst überall auch, nicht alle halten, aber die allermeisten. Und die es nicht tun, dürfen nicht mehr. Ganz einfach.
Wie kann so etwas aussehen? Vereine erarbeiten ein Konzept, das eine Aufteilung des Fußballplatzes beinhaltet. Zeitgleich dürfen nur bis zu zwölf Personen auf dem Platz sein und immer nur in Zweiergruppen (Trainer + Spieler) miteinander trainieren. Keine Kabinen, keine Ansammlungen. Nach einer Stunde kommt ein weiterer Spieler. Ein Team mit vielen Trainern darf maximal drei Trainer und drei Spieler gleichzeitig am Platz haben, damit auf dem Weg zum Training, in den Pausen und auf dem Weg nach Hause nicht zu viele Teammitglieder miteinander interagieren könnten.
Einmal Fußball pro Woche pro Spieler ist besser als nichts
Ja, in der Organisation und Durchführung muss immer wieder ermahnt und auch verwarnt werden. Kommunikation und vereinsinterner Zusammenhalt müssen gelebt werden. Und ja, in einer Trainingszeit schaffe ich bei 45 Minuten Training pro Spieler so maximal sechs Spieler. Das sind je nach Anzahl an Einheiten pro Woche aber immerhin 12-18. Nutze ich als Verein auch das Wochenende effektiv, ist fast jeder Spieler pro Woche einmal dran – und das bei Großfeldmannschaften. Bei den Junioren, also denen, die es dringend brauchen, sind die Kinder aufgrund der Kadergröße sogar häufiger dran. Macht also einmal Sport pro Woche. Das ist mehr als nichts und allein deshalb schon ein Gewinn.
Die eigene Erfahrung zeigt: Jeder Spieler, der endlich wieder einen Ball am Fuß hatte, ihn passen und aufs leere Tor schießen konnte, will es ein paar Tage später direkt wieder tun. Ganz davon abgesehen reichen schon 45 Minuten pro Spieler aus, gezielt mit ihm an technischen und koordinativen Stärken und Schwächen zu arbeiten. Bevor wir also alle zu müde für Fußball werden, ist das ein schöner Weg in eine Co-Existenz mit einer Krise, die es weiterhin mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt.