Wenn der Wettkampf fehlt, ist Wettkampf alles

Wie Corona-Training am meisten Spaß macht

Sport bedeutet meistens auch Wettkampf. Sich mit anderen zu messen, liegt in der Natur eines Sportlers. Der direkte Vergleich spornt zu Höchstleistungen an, kitzelt die letzten Prozent heraus. In Zeiten, in denen durch den fehlenden Körperkontakt, durch fehlende Zweikämpfe das normale Fußballspiel im Training unter der Woche und im Wettkampf am Wochenende nicht möglich ist, sind die Trainer gefragt, mit kreativen Wettkämpfen im Training für genau den Wettbewerb zu sorgen, der den Spielern so fehlt. Der Spaß sollte dabei an erster Stelle stehen. Durch das Durchführen von Wettbewerben kann ich als Trainer aktuell trotz aller Einschränkungen das Maximum aus einem Fußballtraining herausholen. Aber auch individuelle Technikübungen sorgen für die notwendigen Trainingsreize.

Torschuss

Wettkampfsituationen durch Torschussübungen zu erzeugen, ist vermutlich der einfachste Weg, seine Spieler zu motivieren. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Der Vorteil des Kleingruppentrainings in Corona-Zeiten ist die hohe Wiederholungszahl und damit mögliche Verknüpfung einer Torschussübung mit Ausdauerkomponenten. Beispiel: Zwei Tore mit je einem Torhüter auf der Grundlinie platzieren, zwei Teams (2, 3, oder max. 4 Spieler), 8 Minuten Zeit aufgeteilt auf zwei oder vier Wiederholungen. Kurzes Andribbeln, eine Finte und Abschluss außerhalb des Strafraums. Durch die begrenzte Anzahl an Bällen werden die Spieler dazu gezwungen, sich ihre Bälle wiederzuholen. Dadurch arbeiten sie, ohne groß darüber nachzudenken, an ihrer fußballspezifischen Ausdauer.

Diese Art Wettkampf ist natürlich in vielen weiteren Formen möglich. Der Torschuss eignet sich übrigens auch als Checkout eines Trainings. Nur wer beim abschließenden Schießen ein oder zwei Treffer erzielt, hat Trainingsende. Die letzten vier müssen sich zum Beispiel ums Material kümmern.

Athletik und Koordination im Parcours mit Ball

Auch in diesem Bereich kann ich durch Wettkampfformen Trainingsreize setzen, wenn ein normales Fußballspiel nicht dafür sorgen kann. Beispiel: Wieder empfiehlt sich die Aufteilung in zwei Teams (2, 3, oder max. 4 Spieler). Je Gruppe eine Koordinationsleiter platzieren (auch gerne mit lateraler Auftaktbewegung), dahinter einen Ball ablegen, und zwei kleine Hütchenslaloms aufbauen. Hinter dem letzten Teilstück mit 10 bis 15 Metern Abstand ein Mini-Tor aufstellen.

Die Spieler bewegen sich nach Vorgabe durch die Leiter (Übung kann varrieren), nehmen den Ball mit dem Fuß mit, dribbeln vorwärts durch den ersten Slalom-Parcours und ziehen den Ball mit der Sohle rückwärts durch den zweiten. Aus der Drehung müssen sie in das Mini-Tor passen/schießen. Gelingt ein Treffer, holen sie den Ball aus dem Tor, dribbeln zurück und legen den Ball wieder vor der Leiter ab. Erst dann darf der Teamkollege starten. Gelingt kein Treffer, muss der Ball geholt werden und vom selben Punkt aus erneut auf das Mini-Tor gepasst/geschossen werden, usw..

Das Team, das als erstes drei Durchgänge absolviert hat, gewinnt. Das Verlierer-Team muss zum Beispiel 10 Burpees absolvieren. Auch hier sind so viele unterschiedliche Varianten mit mehreren koordinativen Aufgabenstellungen möglich. Wichtig ist, dass in der aktuellen Phase ein Ball dabei ist. Parcours wirkt.

Technik

Der Bereich Technik ist einer der Schwerpunkte, die im normalen Trainingsalltag von Amateurfußballern oft zu kurz kommen. Bei zwei Einheiten in der Woche ist dafür schlichtweg zu wenig Zeit. Das ist derzeit anders. Durch das Kleingruppentraining ist eine hohe Anzahl an Wiederholungen möglich und Technikübungen sind in jeder Woche integrierbar. Passspiel mit Erstkontakt als Schwerpunkt steht bei mir persönlich ebenso auf der Liste ganz oben wie Ballführung und koordinativ anspruchsvolle Dribbling-Aufgaben. Hier habe ich mir Inspiration von Nate Weiss, dem Invidualtrainer des 1. FC Nürnberg geholt (Blogpost zu dem Thema hier). Die Spieler werden durch die technische Komplexität herausgefordert und dadurch der Ehrgeiz geweckt. Die Übungen von Nate Weiss sind aufgrund ihrer Abläufe zudem sehr anstrengend. Vier Wiederholungen à 30 Sekunden mit jeweils 15 Sekunden Pause bieten sich an. Und davon 2-3 Sätze.

Eine 90-minütige Einheit muss aktuell sehr sorgfältig geplant sein. Die Spieler werden in kleine Gruppen eingeteilt und in unterschiedlichen Schwerpunkten gefordert. Meine Beobachtung ist, dass gerade der Wettkampf und die Herausforderung ein großer Anreiz sind, auch ohne Spiele am Wochenende Vollgas zu geben. Wichtig ist, dass man in den kommenden Wochen ohne Körperkontakt im Training kreativ bleibt und immer wieder neue Übungen einbaut. Abwechslung ist enorm wichtig, um die Motivation der Spieler im Training hochzuhalten.

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